[Berlin-Moabit] »SC Union Berlin 06«-Jugend bezieht Stellung gegen AfD-Mitgliedschaft ihres Pressesprechers

Frank Börner im Trikot des FC Union Berlin

Am 10. Juli findet am Poststadion in Moabit das Stadionfest des SC Union Berlin 06 statt. Wir veranstalten dort eine Kundgebung, um auf die Aktivitäten des AfD-Aktivisten Frank Börner aufmerksam zu machen. Börner ist auch Pressesprecher und Webmaster des Vereins.

 

Börner verliehrt kein Wort über seine Haltung zur Politik der AfD

 

Anlass dieses offenen Briefes ist der Besuch Börners bei einer Veranstaltung zu AfD-Strukturen in Pankow. Dabei inszenierte er sich als Opfer (»Wenn jemand angeklagt ist, muss er sich ja auch verteidigen dürfen«) und übergab ein Schreiben.  Dieses liest sich wie ein Auflagenbescheid der Versammlungsbehörde. Die Antifa Nordost habe »Selbstverständlich […] ein Recht auf freie Meinungsäußerung«, seine Forderung an uns lautet allerdings die Kundgebung auf einen anderen Tag zu verlegen, um das Kinderfußballtunier nicht zu stören. Das haben wir indes gar nicht vor, finden aber auch, dass Politik und Sport durchaus etwas miteinander zu tun haben, spätestens dann wenn Vereinsmitglieder oder Fans offen diskriminierende Einstellungen vertreten. Eine Mitgliedschaft in der AfD steht jedenfalls genau dafür.


Anstatt es wie seine Parteiführung zu machen und sich bei solchen Vorwürfen dumm zu stellen, bestätigte Börner in seinem Schreiben seine »Mitgliedschaft in der AfD«. Außerdem besteht er darauf, »das alleinige Copyright« auf ein Benefizspiel für Geflüchtete zu besitzen, dass der SC Union 2015 veranstaltete. Mittlerweile hätten auch andere Vereine »seine Idee« von Refugee-Soliturnieren kopiert. Dies belegt er mit dem Ausschnitt aus einer Mitgliederversammlung. Wir bestreiten sein Engagement innerhalb des Vereins in keinster Weise. Im Gegenteil: Wir haben immer darauf verwiesen, dass Börners Mitgliedschaft in der AfD in direktem Gegensatz zu seiner Arbeit im Verein steht. Der SC Union ist uns als interkultureller Verein bekannt und orientiert sich in- und außerhalb des Stadions an diesen Werten.


Börner verliert bisher allerdings kein Wort über seine Tätigkeiten als AfD- Mitglied, sondern versucht im Stil eines Polizei- Versammlungsleiters unsere politische Aufklärungsarbeit einzuschränken (z.B. dadurch, dass er uns untersagen möchte, öffentlich einsehbare Bilder von ihm zu verwenden). Er sei schließlich keine Person des öffentlichen Lebens. Dies suggeriert, wir hätten heimlich Bilder geschossen, die wir unerlaubt veröffentlichen. Die AfD Pankow selbst hat allerdings Fotos von ihm bei der Unterstützung von Wahlkampfständen ins Netz gestellt – vielleicht sollte er sich also besser an seine Partei wenden, wenn er nicht möchte, dass er im politischen Kontext öffentlich sichtbar wird. Auch in seiner Funktion als Pressesprecher des Vereins ist er eine Person des öffentlichen Lebens. So ist er u.a. mit vollem Namen in der Zeitung, sein Profilbild bei »Alte Försterei-TV« sowie auf der Vereinswebseite zu finden. Wir können die Vorwürfe diesbezüglich also nicht nachvollziehen.

 

SC Union 06-Jugend reagiert auf Börners AfD-Aktivitäten

 

Die Veröffentlichung von Börners Tätigkeit in der AfD hat im Verein bereits für Diskussionen gesorgt. So erhielten wir Statement vom Jugendvorstand des SC Union. Dieser zeigt sich überrascht von der Parteimitgliedschaft Börners (»Wir wären deshalb nie darauf gekommen, ihn in die Nähe der Rechtspopulisten zu rücken. Umso mehr befremdet uns seine politische Heimat.«) und stellt fest, dass eine Mitgliedschaft in der AfD unvereinbar mit dem Engagement in einem multikulturell aufgestellten Club wie dem SC Union 06 sei. Der multikulturelle Charakter zeige sich etwa beim Turnier am Wochenende »Da treffen Menschen unterschiedlichster Nationalität aufeinander, da spielen Jungen und Mädchen in gemischten Teams, wir haben Vereinsteams und Teams aus Jugendtreffs und Notunterkünften auf dem Turnier.« Der Jugendverband schreibt weiterhin, dass er Börner politisch nicht in Ruhe lassen wird und darauf hofft, dass wir uns gegenseitig darin bestärken, ein gelungenes Gegenbeispiel zu den reaktionären Gesellschaftsbildern der AfD zu liefern. Genau das haben wir auch vor – insofern vielen Dank an den Jugendverband.

 

Rassismus ist kein privates Freizeitvergnügen

 

Die Hetze der AfD führt derzeit bundesweit zu brennenden Flüchtlingsheimen. Das ist für uns keinesfalls eine Privatsache. Wir finden es problematisch, dass er auf der einen Seite die Vorteile der offenen Gesellschaft genießt und auf der anderen Seite unverhohlenen Rassismus unterstützt – unabhängig von persönlichen Äußerungen. Was ihn sonst in der AfD halten könnte, vermögen wir nicht zu sagen. Mit reaktionären Parteiprogramm der AfD, dessen Verabschiedung Börner im April 2016 in Stuttgart beiwohnte, scheint er d’accord zu gehen. Wer wie Frank Börner kilometerweit zu den AfD-Bundesparteitagen fährt oder sich an nervigen Parteiaktivitäten wie Wahlkämpfen beteiligt, kann jedenfalls nicht von sich behaupten, bloß passives Parteimitglied zu sein.

Insofern ist unsere Forderung nicht in erster Linie, dass er aus dem SC Union austritt, schließlich wissen wir um seine Verdienste in diesem, sondern er muss sich entscheiden: AfD oder SC Union Berlin 03? Rassistische, sozialchauvinistische Partei oder interkultureller Verein? Beides zu vereinen ist nicht möglich.

Wir laden alle Menschen die sich gegen die AfD und ihre Politik stellen wollen ein, am Sonntag den 10. Juli 2016 um 12 Uhr vorm Poststadion in Moabit (Lehrter Str. 59) zu unserer Kundgebung gegen AfD und Rassismus zu kommen.

North-East Antifascists [NEA] | 09. Juli 206
www.antifa-nordost.org

 

Anlage:


 

Stellungnahme von Frank Börner (06. Juli 2016)

 

»Betrifft: Kundgebung der Antifa Nordost am 10.07.2016 vor dem Gelände des Sportpark Poststadion von 12:00 Uhr bis 14 :00 Uhr, angemeldet bei der Polizei am 05.07.2016

 

Sehr geehrte Damen und Herren von der Antifa Nordost,
da sich die von Ihnen angemeldete und organisierte Kundgebung gegen meine Person richtet, möchte ich Ihnen folgendes Verhandlungsangebot unterbreiten:


1.)    Ich fordere Sie auf, Ihre Kundgebung an einen anderen Ort und auf einen anderen Tag zu verlegen:
Begründung: Am 9. und 10 Juli findet im Sportpark Poststadion ein Fest statt unter dem Motto „Sport und Handwerk - 110 Jahre SC Union 06“. Es werden Handwerksinnungen ausstellen, ein Kinderfußballturnier (F, G, E-Jugend) stattfinden mit insgesamt 30 Mannschaften. Ich möchte nicht, daß die Kinder in ihrem Spaß am Fußballspielen durch irgendwelche politische Auseinandersetzungen beeinträchtigt werden. Sport (hier Fußball) und Politik müssen strikt voneinander getrennt werden.

 

2.)    Ich fordere Sie auf, in Ihrem schriftlichen Aufruf zur Kundgebung über folgende Tatsache zu informieren: Die Idee zu dem Benefizspiel SC Union 06 Berlin vs. l.FC Union Berlin und ebenfalls die Idee, Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylbewerber aus den im Sportpark Poststadion errichteten Traglufthallen einzuladen, stammt ausschließlich und höchstpersönlich von mir. Ich beanspruche das alleinige Copyright auf diese Idee. Ich kann das beweisen anhand des Protokolls der Mitgliederversammlung des l.FC Union Berlin vom
18.11.2014    (siehe Anlage 1 unter TOP 7) und dem beiliegenden Artikel der Tageszeitung neues deutschland vom
19.01.2015    (siehe Anlage 2). Ebenso war ich an der Organisation des Spiels von Seiten des SC Union 06 maßgeblich beteiligt.

 

3.)    Selbstverständlich hat auch die Antifa Nordost ein Recht auf freie Meinungsäußerung und ich habe deshalb auch nichts dagegen, wenn sie öffentlich meine Mitgliedschaft in der AfD missbilligt, obwohl ich weder eine Person des öffentlichen Lebens bin noch innerhalb der AfD irgendein Amt bekleide oder für die AfD ein Mandat ausübe. Ich fordere Sie jedoch auf, in Ihrem Kundgebungsaufruf auf die Forderung nach meinem Rauswurf sowohl beim SC Union 06 als auch aus der Beuth Hochschule für Technik zu verzichten. Der SC Union 06 ist lt. Satzung politisch und weltanschaulich neutral. Es spielt überhaupt keine Rolle welchen demokratischen und zugelassenen Parteien Vereinsmitglieder ggf. angehören.


Auszug aus der Satzung des SC Union 06:
§1, Abs. 2: Zweck des Vereins ist die Förderung des Sports, im Besonderen im Bereich des Fußballsports, mit regelmäßigem Trainingsbetrieb und Teilnahme an Wettkämpfen (Pflichtspielbetrieb DFB - NOFV - BFV). Eine besondere Förderung erfahrt dabei der Nachwuchs- und Breitensport im Interesse allgemeiner sportlicher Ertüchtigung. ...
§1, Abs. 7: Politische, rassistische oder religiöse Ziele dürfen innerhalb des Vereins nicht verfolgt werden; die Gleichheit aller Mitglieder ist zu gewährleisten.
§5, Abs. 7: Alle Mitglieder des Vereins haben die Pflicht, durch sportlich-faires und unionbewußtes Auftreten und Handeln sowie durch entsprechende Einflußnahme gegenüber anderen zur Stärkung des Ansehens des SC Union 06 in der Öffentlichkeit beizutragen.
Ich habe mich stets absolut korrekt entsprechend der Maßgabe dieser Vereinssatzung verhalten (siehe unter Punkt 2)
Die Forderung nach Rauswurf aus der Beuth-Hochschule ist absurd. Es gibt in der Bundesrepublik Deutschland keine Berufsverbote aufgrund der Mitgliedschaft in einer demokratischen zugelassenen politischen Partei. Die Forderung verstößt gegen die Menschenrechte, das EU-Recht, gegen die im Grundgesetz verankerte Freiheitlich demoktaische Grundordnung (FDGO). Ich bin Familienvater, habe einen 12jährigen Sohn. Würde ich meine Arbeitsstelle verlieren, würde das meine soziale Existenz gefährden und auch die meiner Familie, respektive die eines minderjährigen Kindes.

 

4.)    Ich fordere Sie auf, mir schriftlich zu garantieren, daß sie Sorge dafür tragen, daß die körperliche Unversehrtheit meiner Person gewährleistet ist, während der Kundgebung und in Zukunft, ebenso die meiner Familie und keinerlei Sachbeschädigungen stattfinden, weder an meinem Eigentum noch dem meiner Familienangehörigen. Ich fordere sie dazu auf, zu verhindern, daß Bild- oder Filmaufnahmen meiner Person oder meiner Familienangehörigen gemacht werden, weder während der Kundgebung noch in Zukunft. Ich fordere Sie auf, mir einen ständigen erreichbaren Ansprechpartner Ihrer Organisation Antifa Nordost zu nennen, an den ich mich wenden kann, sowohl während der Kundgebung als auch in Zukunft falls sie weitere Aktionen gegen oder über mich planen bzw. durchführen werden. Ich stehe Ihnen jederzeit für Fragen oder Diskussionen oder Deeskalationsmaßnahmen zur Verfügung. Meine Kontaktdaten kennen Sie ja bereits aus den Veröffentlichungen auf Linksunten Indymedia.

 

Frank Börner

Berlin, 06.07.2016«