[B] Protest von Geflüchteten vor Unterkunft in Jahn-Sporthalle in Neukölln

Etwa 20 syrische Flüchtlinge übernachteten nach der Räumung der Notunterkunft in der Jahnsporthalle in Berlin-Neukölln vor der Halle.Foto: Björn Kietzmann

Vor der (ehemaligen) Notunterkunft in der Jahn-Sporthalle am Columbiadamm in Neukölln protestieren nun seit bald 24 Stunden rund 20 Geflüchtete aus Syrien gegen die Unterbringung und Zustände im Massenlager Tempelhof. Eine Kundgebung ist angemeldet, Nachbar*innen und Unterstützer*innen sind eingeladen vorbeizukommen.

 

iAm Freitag gegen 21 Uhr gab es eine erste Nachricht, wonach eine Gruppe von Geflüchteten den Eingangsbereich ihrer Unterkunft in der Jahn-Sporthalle am Columbiadamm in Neukölln blockierten und sich weigerten, die Halle bzw. das Gelände zu verlassen um ins Massenlager im Hangar des Flughafen Tempelhofs verlegt zu werden. Gegen 21:30 gestaltete sich die Situation vor Ort so, dass eine Streifenbesatzung mit den Menschen aus der Unterkunft verhandelte, dazu kamen vielleicht 5 weitere Personen, die zur Unterstützung da waren. Die Halle, die über Monate als Unterkunft diente, war zu diesem Zeitpunkt bereits leer, das Geschehen spielte sich unmittelbar davor ab. Laut Aussagen von vor Ort war die Hallenschließeung a) früher als angekündigt durchgezogen worden, und waren die ehemaligen Bewohner*innen b) entgegen vorheriger Versprechen nach Tempelhof gebracht worden. Eine Gruppe von ca. 20 Bewohner*innen erklärte daraufhin, nicht nach Tempelhof gehen zu wollen sondern die Nacht aus Protest lieber vor der Halle verbringen zu wollen. Der Protest richtete sich auch gegen die unhaltbaren Zustände im Massenlager Tempelhof. "Lieber hier draußen als nach Tempelhof", sagte ein Bewohner dazu.

 

Die anwesende Streifenbesatzung erklärte den Bewohner*innen, dass der Aufenthalt vor der Halle nicht möglich sei. Sollten die Bewohner*innen weiter vor der Halle bleiben, würden sie "with the other guys" wiederkommen, also mit einer Hundertschaft. Unmittelbar nach dieser Aussage wurde damit begonnen zur Halle zu mobilisieren. Relativ bald kamen zu den 20 Bewohner*innen der Halle 50 Personen dazu. In der Folgen wurden Planen und Teelichter besorgt, es entstand recht schnell ein kleines Camp, auch erste Transparente wurden gemalt. Eine Gruppe der Bewohner*innen verfasste ein kurzes Statement, das bereits auf indy zu finden ist. Während der Nacht fuhren mehrmals einige Wannen auf, auch Zivileinheiten der politischen Polizei des LKA beobachteten die Situation. Später in der Nacht forderte die Polizei dann dazu auf, die Planen und aus Unterkunft übriggebliebenen Betten herauszugeben. Dies geschah, während viele der Personen schliefen, und wurde von der Polizei gegen der Willen der Anwesenden durchgesetzt

 

Das Ergebnis der Nacht war, dass zwar der unmittelbare Bereich vor der Halle aufgegeben wurde und jetzt mit Hamburger Gittern abgesperrt ist, nun aber auf dem Gehweg eine Dauerkundgebung angemeldet ist. Die Kundgebung richtet sich gegen die Situation der Geflüchteten, die seit Monaten in Hallen oder im Massenlager Tempelhof untergebracht sind. "Nach 10 Monaten in einer Massenunterkunft wollen wir ins Wohnheim! No Tempelhof!" heißt es auf einem Transparent. Die Forderung nach einem Platz in einem Wohnheim bedeutet vor allem die Forderung nach einem eigenen Zimmer, nach Privatsphäre und Ruhe, nach Kochmöglichkeiten und besseren sanitären Zuständen. Um ca. 17:30 Uhr dauert die Kundgebung an, derzeit kommen wieder mehr Leute vorbei und unterstützen den Protest. Nachbar*innen und Unterstützer*innen werden dazu aufgerufen, Decken oder Essen vorbeizubringen und den Protest bekannt zu machen. Mittlerweile gibt es kleiner Zeitungsartikel, etwa bei der Berliner Zeitung, und eine Fotostrecke mit Bericht bei Björn Kietzmann.

 

Ergänzungen und Korrekturen dieses Berichts sind erwünscht, die Informationen waren teilweise unterschiedlich und nicht alles konnte die ganze Zeit vor Ort beobachtet werden.