Tagesspiegel: AfD-Fraktion: Eine gute Nachricht

Erstveröffentlicht: 
06.07.2016

Der Parteispitze kommt alles ungelegen, was die AfD dem Vorwurf aussetzen könnte, mit Ideen der Nazis zu sympathisieren. Die ungleiche Männerfreundschaft Meuthen – Gauland – Höcke sollte zudem misstrauisch machen. So betrachtet ist es eine gute Nachricht, wenn sich die AfD weiter vor allem mit sich selbst beschäftigt.

 

Von Thomas Hauser

 

Im Erfolg liegt manchmal schon der Keim des Scheiterns. Der reale Zustand der AfD und die maßlosen Erwartungen ihrer Wähler hatten schon vor dem Erfolg bei der Landtagswahl im März herzlich wenig miteinander zu tun. Dass sich das gewählte Sammelsurium von enttäuschten Konservativen bis zu eindeutigen Rechtsradikalen im Stuttgarter Landtag schwertun würde, war absehbar. Rekordverdächtig aber ist, dass sich die Fraktion schon spaltet, bevor die Parlamentsarbeit richtig begonnen hat. Man sollte sich jedoch nicht täuschen lassen: Die rote Linie, die der AfD-Bundesvorstand und Fraktionschef Jörg Meuthen gezogen haben, ist keine grundsätzliche Abgrenzung gegen extrem rechts. Der Parteispitze kommt nur alles ungelegen, was die AfD dem Vorwurf aussetzen könnte, mit Ideen der Nazis zu sympathisieren. Sie arbeitet an einem Programm, das in eine ähnliche Richtung zielt, aber hübscher verpackt ist. Dass Meuthen die kruden Thesen seines bisherigen Fraktionskollegen Wolfgang Gedeon strikt bekämpft, das Werben seines Parteifunktionärs Dubravko Mandic um eine Zusammenarbeit mit der völkischen Identitären Bewegung aber geschehen lässt, ist dafür ein starkes Indiz. Die ungleiche Männerfreundschaft Meuthen – Gauland – Höcke sollte zudem misstrauisch machen. So betrachtet ist es eine gute Nachricht, wenn sich die AfD weiter vor allem mit sich selbst beschäftigt.