Legida will am Samstag unter dem Motto »Wir gegen Gewalt« auf die Straße gehen. Anlass dafür ist ein Überfall auf den Ordner Ronny, der von fünf Vermummten nach der Legida-Demo am Montag in Großdeuben zusammengeschlagen wurde. Während Legida jetzt ihre »Gegen Gewalt«-Kundgebung plant, gibt es zahlreiche Morddrohungen gegen den sächsischen Grünen-Chef Jürgen Kasek und Tatjana Festerling jagt Flüchtlinge im bulgarischen Busch.
In der Nähe von Kaseks Büro hängt inzwischen ein Banner, auf dem steht »Kasek = Auftragskiller«. Es gibt Kommentare, in denen seine Adresse veröffentlicht wird, und andere, die die genaue Anfahrt dorthin beschreiben. Zwischendrin immer wieder Aufrufe , dass man seine »Hackfresse verformen« sollte, dass er bald »Geschichte sein wird« und Geschmacklosigkeiten, die von Inszest in seiner Familie erzählen. Jürgen Kasek liest die meisten, gegen die schlimmsten stellt er Anzeige.
Dass gerade er die Zielscheibe des Hasses der Legida- und NPD-Anhänger ist, liegt wohl daran, dass er Mitorganisator von den Legida-Gegenprotesten ist, von Leipzig nimmt Platz und der sächsische Landesvorsitzende der Grünen. »Sie brauchen Feindbilder, an denen sie sich abarbeiten können«, sagt Kasek. Ihm werden schon seit Wochen immer wieder eigene Beiträge auf den Seiten von Legida oder der NPD-nahen Seite »Wir sind Leipzig« gewidmet. Dass es jetzt verstärkt ausartet, liegt daran, dass ihn Legida öffentlich beschuldigt hat, für den Übergriff auf Ronny verantwortlich zu sein. Kasek sagt dazu: »Ich kenne diesen Ronny nicht.« Der 37-Jährige ist Montagabend vor seinem Wohnhaus in Großdeuben von Unbekannten zusammengeschlagen worden. Sein Bild aus dem Krankenhaus, das Legida von ihrem Ordner postete, wurde über 3.000 Mal geteilt – mit der Anklage an Kasek.
Die Täter, die Ronny zusammengeschlagen haben, waren nach Polizeiangaben zu viert oder fünft. Das Opfer beschrieb sie als männlich, dunkel gekleidet und sportlich. Weitere Erkenntnisse zu den Tätern gibt es bislang nicht.
Dennoch wird Kasek weiterhin vom Mob (nicht nur im Netz) verfolgt. Dass dieser sich der Legida-Demo »Wir gegen Gewalt« anschließen werden, ist wohl nicht zu erwarten. Noch auf der Demo am Montag hatte Tatjana Festerling dazu aufgerufen, sie in ihrem Kampf am Balkan zu unterstützen, wo sie laut FR im Unterholz Jagd auf Flüchtlinge macht. Nun sollten auch die »Männer Europas, möglichst Veteranen aus Militär und Polizei,« schleunigst nach Bulgarien reisen, die angeblichen Grenzhelfer unterstützen und die »Invasoren auf ihrem Raub- und Rape-Feldzug im Namen des Islam« stoppen. Eine Rede, wie sie auf einer »Gegen Gewalt«-Demo nicht ganz passen würde.
Jürgen Kasek stellt einem derweil die Frage: »Wollen wir wirklich zulassen, dass der Hass gewinnt?« Er arbeitet sich weiter durch die Gewaltaufrufe gegen ihn und als man ihm dafür viel Kraft wünscht, betont er: »Wir dürfen uns von ihnen nicht beeindrucken lassen.«
JULIANE STREICH