Politiker wirft Landesregierung Versagen im Kampf gegen Rechts vor / Diskussionen um Auftritt Festerlings bei „Grenzpolizei“ in Bulgarien
Der erste Montag im Monat bedeutet in Leipzig: Legida-Anhänger treffen sich, um gemeinsam auf das System zu schimpfen. Auf der anderen Seite stehen Bürger, die gar nicht einverstanden sind mit den populistischen Parolen. Und es gibt Behinderungen im Straßenverkehr. So war es auch gestern wieder beim „Abendspaziergang“ von Legida (Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes). 300 bis 360 Legida-Anhänger kamen laut der Initiative „Durchgezählt“ zur Kundgebung auf den Richard-Wagner-Platz und zum Lauf über den westlichen Ring. Auf der Gegenseite zählte die Studentengruppe bei sieben Veranstaltungen 450 bis 525 Leute. Begleitet wurden die Versammlungen einmal mehr von einem Großaufgebot der Polizei, auch eine Reiter-Staffel war vor Ort.
Unter anderem hatte Legida-Frontfrau Tatjana Festerling im Vorfeld für Diskussionen gesorgt, weil sie eine Patrouille an der bulgarisch-türkischen Grenze begleitet hatte. Ziel der Gruppe, die sie selbst als von Militärveteranen trainiert beschreibt und die laut Festerling „als freiwillige, unbewaffnete und vollkommen legale Helfer und Unterstützer der bulgarischen Grenzpolizei“ arbeite, sei das Aufspüren „illegaler Eindringlinge“. Festerling spricht nicht von Flüchtlingen. Vielmehr handele es sich um „eiskalt berechnende Krieger des Islam, die aus verrohten Kulturen kommen“, schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite. Die FAZ berichtet, dass das Wappen an den Uniformen der Patrouille und an dem Flecktarn-Anzug von Festerling sie als eine Art privater Heimatarmee bulgarischer pro-russischer Nationalisten ausweise. Die Truppe bekämpfe Experten zufolge das demokratische politische System in Bulgarien. Festerling forderte militärisch vorgebildete Männer gestern bei Legida auf, sich den Milizen anzuschließen.
Grünen-Landeschef Jürgen Kasek riet Festerling, sich einen Umzug an die Pleiße zu überlegen: „Wenn Leipzig eins nicht will, dann sind das Rassisten, Fremdenfeinde und eine Frau Festerling.“ Der angereiste Grünen-Bundeschef Anton Hofreiter erklärte auf dem Augustusplatz: „Ich finde es klasse, dass sich in Leipzig immer wieder so viele Menschen Rassisten in den Weg stellen. Wir werden nicht zulassen, dass Rechtspopulisten die Gesellschaft weiter auseinandertreiben.“ Die CDU-geführte Landesregierung habe beim Kampf gegen Rechts versagt.
Weiter ging gestern der Streit um ein interreligiöses Treffen. Wie berichtet, hatten die Initiatoren – der frühere Thomaskirchen-Pfarrer Christian Wolff, Henry Lewkowski vom Zeigner-Haus und Bernd Günther vom Courage-Verein – dieses Treffen abgesagt. Grund: Man wolle die Teilnehmer auf dem Richard-Wagner-Platz „nicht den Tiraden einer Tatjana Festerling“ aussetzen; der Stadt sei Legida wichtiger als ein Beitrag zum demokratischen Miteinander. Das Ordnungsamt erwiderte gestern: Die Anmeldung sei nach der von Legida eingegangen; ein Ausweichangebot hätten die Anmelder nicht annehmen wollen.lvz