Rechte Symbole sächsischer Fans und Hooligan-Krawalle überschatten DFB-Sieg

Erstveröffentlicht: 
13.06.2016

Fußball-Fans aus Sachsen sind am Sonntag beim EM-Auftakt der DFB-Elf mit rechtsradikalen Parolen aufgefallen. Bei einem Angriff deutscher Hooligans wurden zwei Ukrainer verletzt.

 

Zehntausende DFB-Anhänger feierten am Sonntagabend friedlich den Auftaktsieg von Jérôme Boateng und Co. in Lille. Überschattet wurde der Triumph allerdings von schweren Krawallen und rechtsradikalen Ausfällen deutscher Anhänger. Unter den Hooligans in Lille waren auch sächsische Fußballfans, das beweist ein im Internet veröffentlichtes Foto. Unklar ist bisher allerdings noch, ob die Fans auch an den gewalttätigen Ausschreitungen beteiligt waren.

 

Die Behörden ermitteln, die zuständige Bundespolizei gibt sich bedeckt, verweist auf laufende Verfahren. Laut Sächsischem Innenministerium vom Montag gebe es bisher noch keine gesicherten Erkenntnisse darüber, dass Sachsen in Lille tatsächlich gewalttätig geworden seien. Mehrere Anhängern von Dynamo Dresden seien zuvor an der Grenze bei Trier aber an der Ausreise gehindert worden, hieß es aus der Landeshauptstadt. Die Personen waren als gewaltbereit bekannt und haben nun Meldeauflagen bei der örtlichen Polizei.

 

Alle anderen deutschen Fußballfans konnten am Sonntag dagegen ungehindert nach Lille fahren. Am Bahnhof der nordfranzösischen Stadt versammelten sich die DFB-Unterstützer, tranken sich in Stimmung. In den meisten Fällen blieb es friedlich. Mehrere hundert Menschen skandierten aber auch rechtsradikale Parolen, sangen den französischen Passanten lauthals ein „Wir sind wieder einmarschiert“ entgegen.

 

Sächsische Fans mit rechtsradikalen Symbolen


Ein ukrainischer Fan hielt die Gesänge mit seiner Kamera fest, wurde dabei abgedrängt. In seinen später auf Youtube veröffentlichten Videos berichten Landsleute, wie sie von den deutschen Fans angepöbelt wurden. Dem Spiegel-Journalisten Rafael Buschmann fielen vor allem Hooligans mit „Fan-Kleidung von Dynamo Dresden und Lok Leipzig“ auf, die seiner Empfindung nach sehr aggressiv wirkten. Aus einer Brasserie sei Essen geworfen worden, Buschmann berichtet auch von Hitler-Gruß und Reichskriegsflagge.

 

Die nicht verbotene, aber unter Rechtsradikalen beliebte Fahne gehörte augenscheinlich einer aus Sachsen stammende Fan-Gruppe. Diese ließ es sich nicht nehmen, mit Fahne und Hitlergruß direkt vor dem Bahnhof zu posieren – und ein Foto davon in die Welt zu senden. Die mehr als 30 Männer trugen T-Shirts mit sächsischen Stadtwappen und Schals von einschlägig bekannten Hooligan-Gruppen aus Dresden und Zwickau.

 

Eskalation in der Fußgängerzone


Am frühen Abend eskalierte die Situation dann wenige hundert Meter entfernt in der Fußgängerzone zur Rihour Passage. Kurz nachdem etwa 5000 deutsche Anhänger gemeinsam zu Fuß in Richtung Stadion aufgebrochen waren, gingen einige von ihnen zum Angriff über, attackierten Ukrainer mit Fäusten und Stühlen. Französische Medien berichten von etwa 30 mit Schals und Sonnenbrillen maskierten Männern, die in der Rihour Passage ohne Vorwarnung zuschlugen.

 

In einem Handyvideo ist zu sehen, wie die Angreifer über den Platz auf mehrere Café-Freisitze zustürmen, mit Stühlen werfen, Menschen zu Boden reißen. In der Zeitung „La Voix Du Nord“ berichtet ein Kellner, wie die Gäste im Café in Panik gerieten und flüchteten, darunter auch Frauen und Kinder. Zwei ukrainische Fans sollen mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht worden sein, heißt es.

 

Zwei Verletzte, eine Festnahme


So schnell der Angriff begann, so schnell endete er auch. Als die französische Polizei am Tatort eintraf, hatten sich die Hooligans bereits wieder in alle Winde zerstreut. Eine Person soll trotzdem festgenommen worden sein, hieß es am Montag aus der Bundespolizei in Pirna. Woher diese stammt, ist bisher unklar. Die Behörde verweist auf laufende Ermittlungsverfahren.

 

Nach Bekanntwerden der mutmaßlich sächsischen Mittäterschaft an den Randalen in Lille forderten die Grünen am Montag das Innenministerium zum Handeln auf. „Ich verlange von Innenminister Markus Ulbig (CDU) eine umfassende Aufklärung darüber, wie viele sächsischen Hooligans nach Frankreich gereist sind und sich dort möglicherweise an gewalttätigen Ausschreitungen beteiligt haben“, sagte Grünen-Landtagsabgeordneter Valentin Lippmann. Er fordert auch Auskünfte darüber, welche polizeilichen Maßnahmen von sächsischen Behörden getroffen wurden, um solche Ausschreitungen sächsischer Hooligans zu verhindern.