Nach Rößler-Vorstoß - Grüne: Es gibt keinen guten Patriotismus

Erstveröffentlicht: 
10.06.2016

In der vom sächsischen Landtagspräsidenten Matthias Rößler angestoßenen Patriotismus-Debatte legen jetzt die Grünen und die Linksjugend nach – und kritisieren den CDU-Politiker heftig.

 

Dresden. „Es gibt keinen ,guten’ Patriotismus, denn jede Liebe zur eigenen Nation, bedeutet auch, eine andere Nation abzuwerten“, sagt Sachsens Grünen-Chef Jürgen Kasek der LVZ. „Matthias Rößler nutzt die Fußball-Europameisterschaft, um eine sinnfreie Scheindebatte zu führen, statt Probleme zu lösen.“

 

Eine Patriotismus-Debatte ersetze nicht die Diskussion über Integration, über Werte oder über die Frage der sozialen Gerechtigkeit, so Kasek. Es werde suggeriert, dass es eine Unterscheidung in Patriotismus und Nationalismus gebe – „das ist empirischer und wissenschaftlicher Unsinn“. Denn Bürger, die sich stark mit ihrem Land identifizieren, seien anfällig für intolerantes und ausländerfeindliches Gedankengut. „Ein Schritt in die richtige Richtung wäre, wenn wir es mithilfe gut qualifizierter Lehrkräfte sowie ausreichenden Unterrichtsstunden in Gemeinschaftskunde und Geschichte schaffen würden, unseren Kindern Werte wie Toleranz, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit beizubringen.“

 

Ähnlich kritisch äußert sich die sächsische Linksjugend zu dem Rößler-Vorstoß und dem vom Dresdner Politikprofessor Werner J. Patzelt angemahnten Wir-Gefühl. „Wenn ich beim Public Viewing vollkommen unkritisch neben Leuten stehen soll, die montags den gleichen Wimpel zu einer Rassistendemo schleppen, ist das kein Wir“, sagt Florian Paulig vom Beauftragtenrat der Linksjugend. Mona Sabha, ebenfalls von der Linksjugend, fügt hinzu: „Die Uni Marburg stellte in einer Studie 2006 fest: Auch der so ungezwungene Party-Patriotismus wirkt wie ein Katalysator für die Ausgrenzung und Abwertung vermeintlich Fremder.“

 

Andreas Debski