Angesichts heftiger Angriffe von Pegida-Anhängern und rechtsradikaler Polemik hat Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich mehr demokratische Beteiligung der Bürger eingefordert.
Dresden/Leipzig. Angesichts heftiger Angriffe von Pegida-Anhängern und rechtsradikaler Polemik hat Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich mehr demokratische Beteiligung der Bürger eingefordert. Die Meinung des Einzelnen bedeute in einer Demokratie wenig, sagte er am Donnerstagabend bei einem Dialogforum in der Dresdner Kreuzkirche, das auch von unsachlichen und persönlichen Attacken auf ihn gekennzeichnet war. Vielmehr müsse der Einzelne für seine Meinung eine Mehrheit finden. «Mit Geschrei oder plumpen Argumenten erreicht man diese Mehrheit nicht.» In diesem Falle könne Demokratie «auch wehtun».
Tillich stellte klar, dass Asyl in Deutschland ein Grundrecht sei, das nicht infrage gestellt werden dürfe. Als ein offenkundig Rechtsradikaler die Asylpolitik der Bundesregierung als «weichen Völkermord» am deutschen Volk bezeichnete, applaudierte die Menge. Redner, die sich gegen Pegida aussprachen oder von der Angst der Menschen vor deren Anhängern berichteten, ernteten in der Kirche hingegen Buhrufe oder höhnisches Gelächter.
Zu dem Bürgerdialog unter dem Motto «Bürger ohne Macht?! – politische Beteiligung in Dresden» hatten Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und der Superintendent des Kirchenbezirks Dresden-Mitte, Christian Behr, eingeladen. Es war die sechste und vorerst letzte Veranstaltung, mit der versucht werden sollte, einer Spaltung der Stadtgesellschaft entgegenzuwirken.