Zwist um geplante Gedenktafel für Sowjet-Opfer

Erstveröffentlicht: 
01.06.2016

Sie ist noch nicht errichtet, aber schon umstritten: Auf dem Suhler Hauptfriedhof ist eine Erinnerungstafel für die Opfer in sowjetischen Speziallagern geplant. Wörtlich soll die Tafel an "die Unschuldigen" erinnern, die "im sowjetischen Speziallager Nr. 2 Buchenwald und in anderen Lagern der Alliierten gelitten haben oder zu Tode gekommen" sind. Der Stadtrat von Suhl hatte vor einigen Tagen mit deutlicher Mehrheit einer entsprechenden Vorlage des Kulturausschusses zugestimmt.

 

Einem Bericht des "Freien Wort" zufolge stößt die noch nicht errichtete Erinnerungstafel beim Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, auf Entsetzen. Knigge wird mit den Worten zitiert, der Suhler Stadtrat vertrete ein "Geschichtsbild der 1950er Jahre". Die Pläne seien "von Unwissen und Gedankenlosigkeit gekennzeichnet". Er forderte die Stadträte auf, ihre Pläne dringend zu überdenken.

Laut Zeitungsbericht hat die Stadt recherchiert, dass in dem Lager auch Unschuldige inhaftiert gewesen seien. Knigge hingegen erklärte, 80 Prozent der dort Inhaftierten seien ins NS-System verstrickt gewesen. Die Stiftung verfüge über eine Vielzahl historischer Quellen dazu, sei aber nicht nach ihrer Einschätzung gefragt worden. Ein Sprecher von Stiftungs-Direktor Volkhard Knigge sagte MDR THÜRINGEN, die Gedenkstätte Buchenwald biete der Stadt nun Rat und Tat an.

 

Nach der Befreiung des KZ Buchenwald nutzten die Sowjets das Lager, um dort ehemalige Angehörige des NS-Regimes zu inhaftieren. 1950 wurde es aufgelöst.