Die Gruppe des Tortenwerfers gegen Sarah Wagenknecht erklärt ihre Aktion
Beim Bundesparteitag der Linken in Magdeburg hat der 23-Jährige Norbert G. aus Weißenfels der Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht eine Torte ins Gesicht geworfen. Der junge Mann, der früher der Punk-Szene angehörte, ist Aktivist bei der Antifaschistischen Initiative »Torten für Menschenfeinde«. Im Interview erläutert eine Sprecherin der Initiative die Aktion.
kreuzer: Was sollte das denn mit der Torte?
ANTIFASCHISTISCHE INITIATIVE »TORTEN FÜR MENSCHENFEINDE«: Wir wollten mit der Aktion eine kritische Diskussion über die fragwürdige Haltung von Teilen der Linken zur Flüchtlingsfrage provozieren. Sahra Wagenknecht schlägt mit ihren ekelhaften Äußerungen über eine vermeintliche Kapazitätsgrenze für Flüchtlinge in dieselbe Kerbe wie Beatrix von Storch. Wir wollen die beiden zwar nicht gleichsetzen. Wagenknecht hat sich im Gegensatz zu Beatrix von Storch ja nicht für einen Schießbefehl auf Flüchtlinge ausgesprochen. Dennoch liefert sie die rhetorische Munition gegen Flüchtlinge. Damit hat sie sich ihre Torte verdient.
kreuzer: Apropos Beatrix von Storch. Wart ihr das auch?
AITFM: Nein, der Verdienst gebührt uns leider nicht. Aber wir haben uns natürlich davon inspirieren lassen.
kreuzer: In eurem Flugblatt schreibt ihr: Antifaschismus kennt kein Parteibuch. Haltet ihr Sahra Wagenknecht etwa für eine Faschistin?
AITFM: Darum geht es nicht. Wir wollten zeigen, dass es Rassismus in jeder Partei geben kann. Wagenknecht appelliert mit ihren Aussagen an den gesunden Volkszorn und will sogar mit Pegida reden. Und da ist sie nicht die einzige bei den Linken.
kreuzer: Jetzt reden alle über die Torte, aber nicht über eure Kritik. Ist das nicht ärgerlich?
AITFM: Das Risiko muss man eingehen. Wir erfahren aber gerade im Internet sehr viel Zustimmung für die Aktion. In den Sozialen Netzwerken wird jetzt auch anders über die Linke diskutiert. Dass Sahra Wagenknecht nicht besonders begeistert von der Torte war, hat uns jetzt nicht überrascht. Viel entlarvender ist die Haltung der meisten Linken, die sich demonstrativ hinter Wagenknecht stellen, anstatt sich mit inhaltlich mit der Kritik auseinanderzusetzen.
kreuzer: Manch einer wird sagen: Ihr habt ja recht. Aber die Torte war schon ein bisschen pubertär.
AITFM: Über die Mittel kann man immer streiten. Da haben wir dann einfach einen Dissens. Damit können wir leben.
kreuzer: Was hat es eigentlich mit eurer Antifaschistischen Initiative Torten für Menschenfeinde auf sich?
AITFM: Wir sind eine Handvoll parteiloser Aktivistinnen aus ganz Sachsen-Anhalt, die sich extra für diese Aktion zusammengefunden haben. Weitere Aktionen sind auch erst einmal nicht geplant.
kreuzer: Und die Kameraaktion gegen Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow …
AITFM: Das waren wir nicht. Das sind alles Falschmeldungen.
kreuzer: Wie geht es denn dem Tortenwerfer jetzt?
AITFM: Die einzelne Person ist nicht wichtig. Wir haben das gemeinsam vorbereitet. Er hat sich jetzt auch ein bisschen Ruhe verdient.
kreuzer: Es liegen mittlerweile mehrere Anzeigen gegen ihn vor.
AITFM: Uns war schon klar, dass das juristische Konsequenzen haben kann. Er wird aber nicht auf den Prozesskosten sitzen bleiben. Es haben sich schon zahlreiche Leute gemeldet, die uns finanziell unterstützen wollen. Und wenn es nicht reicht, veranstalten wir eben einen Kuchenverkauf.
INTERVIEW: JAN IVEN