Kriminelle NSU-Helfer sollen auch V-Leute gewesen sein

Erstveröffentlicht: 
26.05.2016

Im NSU-Komplex droht die nächste V-Mann-Affäre. Ein Zwillingsbrüderpaar aus Jena, das in den 90er Jahren eine kriminelle Bande angeführt und darüber hinaus den NSU mit Waffen versorgt haben soll, habe zur gleichen Zeit als V-Personen mit Beamten des thüringischen Landeskriminalamts zusammengearbeitet.

 

München/Erfurt. Im NSU-Komplex droht die nächste V-Mann-Affäre. Ein Zwillingsbrüderpaar aus Jena, das in den 90er Jahren eine kriminelle Bande angeführt und darüber hinaus den NSU mit Waffen versorgt haben soll, habe zur gleichen Zeit als V-Personen mit Beamten des thüringischen Landeskriminalamts zusammengearbeitet. Dies berichtet der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) unter Berufung auf Unterlagen, die dem Sender nach eigenen Angaben vorliegen.

 

Die beiden Brüder Ron E. und Gil W. gelten als mutmaßliche Waffenbeschaffer der späteren NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Sie waren bereits als Zeugen zum Münchner NSU-Prozess geladen, hatten aber ihre Aussagen verweigert und sich auf ihr Recht berufen, sich strafrechtlich nicht selbst belasten zu müssen. Andere Zeugen hatten teils im Prozess, teils in Polizeivernehmungen behauptet, die Brüder hätten Mundlos und Böhnhardt gekannt.

 

Die Zwillinge werden auch mit dem Schmuggel der NSU-Mordwaffe vom Typ „Ceska“ in Verbindung gebracht. Die Pistole war nach Erkenntnis der Ermittler aus der Schweiz nach Jena gebracht worden. Die Männer, die die Bundesanwaltschaft dafür verdächtigt, sollen mit der Gangsterbande der beiden Brüder verbunden gewesen sein.

 

Im NSU-Prozess muss sich Beate Zschäpe als Hauptangeklagte verantworten. Die Bundesanwaltschaft legt ihr die überwiegend rassistisch motivierte Serie von zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen zur Last. Zschäpe ist die einzige Überlebende des NSU-Trios und als Mitglied der „terroristischen Vereinigung“ NSU angeklagt

 

Wie der MDR weiter berichtete, suchte die Thüringer Polizei im Zuge der Ermittlungen zur Terrorzelle in Jena nach Waffenlagern. Die Staatsanwaltschaft Gera habe bestätigt, dass in diesem Januar 2016 drei Objekte in der Universitätsstadt überprüft worden seien. Es seien jedoch keine Waffen gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft Gera war am Donnerstag zunächst nicht zu erreichen.