Militante mit Musik

Erstveröffentlicht: 
15.03.2010

Blood & Honour

 

Militante mit Musik

 

Von Volker Schmidt

Ein geplantes Neonazi-Konzert in Mühlacker bei Stuttgart zeigt, dass die militante Skinhead-Szene in Deutschland noch recht lebendig ist. Aus internen E-Mails, die der Frankfurter Rundschau zugespielt wurden, geht auch hervor, dass Mitglieder der verbotenen Skinhead-Gruppierung Blood & Honour nach wie vor aktiv sind.


Veranstalter des Konzerts ist eine Neonazi-Kameradschaft namens "Stallhaus Germania", die damit am Pfingstsamstag auf einem Grundstück bei Mühlacker bei Stuttgart ihr zehnjähriges Bestehen feiern will. Zugesagt haben die international bekannte Band Faustrecht und zwei weitere, weniger bekannte Bands.

Faustrecht gehören zu den Veteranen der rechten Skinhead-Szene. 1994 gegründet, waren sie anfangs eine Art Hausband der 1996 verbotenen Skinheads Allgäu. Hetze gegen "zionistische Bastarde" von der Bühne, Hitler-Grüße und Sieg-Heil-Rufe aus dem Publikum waren an der Tagesordnung. Mehrere CDs der Band sind indiziert.

Einige der Faustrecht-Musiker waren Mitglieder des Skinhead-Netzes Blood & Honour, das 2000 in Deutschland verboten wurde. Danach löste sich die Band auf, spielt aber seit einigen Jahren wieder.

Faustrecht sind in der Neonazi-Szene bekannt und beliebt, regionale Antifaschisten rechnen deshalb damit, dass das Konzert in Mühlacker mehrere hundert Besucher anlocken könnte, wenn es entsprechend beworben würde. Eigentlich aber sollte das Konzert konspirativ stattfinden.

Selbst in einschlägigen Internet-Foren wollten die Neonazis nicht dafür trommeln, "da wir lieber in etwas kleinerem Kreis feiern, aber es dafür (hoffentlich) auch stattfindet". Soll heißen: besser weniger Werbung als Ärger mit Demonstranten und Polizei.

Nun hat die Autonome Antifa Freiburg die Konzertdaten veröffentlicht - und nicht nur die, sondern auch Adressen, Telefon- und Kontonummern sowie etliche Details aus dem Leben von Beteiligten.

So heißt die Katze von Thomas G. Nemo; seine Freundin Manuela W., auch Rechtsextremistin, benutzt die Mailadresse heissesteufelchen@ ... scharf.de. Aus den Mails geht zudem hervor, dass die Stallhaus-Neonazis in Kontakt stehen mit der Ludwigsburger "Crew 38". Die Zahl ist ein Code für "Crossed Hammers", das Symbol der internationalen Skinhead-Gruppierung "Hammerskin Nation".

Die rechte Szene reagiert wenig erfreut auf die Enthüllung. Im Neonazi-Forum thiazi.net schreibt ein gewisser "Lebensborn": "Also wer so leichtsinnig damit umgeht, der hätte es eigentlich nicht anders verdient, wenn die Veranstaltung platt gemacht wird." Möglich, dass sein Wunsch erfüllt wird: Die für Mühlacker im Enzkreis zuständige Polizei Pforzheim will nach Informationen der Stuttgarter Zeitung bei Stallhaus Germania "anklopfen", damit diese das Konzert absagen.

 

Dabei hatte Thomas G. doch geschrieben: "Wir veranstalten jedes Jahr ein Fest und da ging auch immer alles glatt. Die Polizei ist hier noch etwas tolerant zu uns."