Die sächsische CDU hat ihre Patriotismus-Debatte wieder entfacht - im zweiten Anlauf. Der erste Versuch vor zehn Jahren war im Sande verlaufen. Doch mit dem Erstarken der AfD ist das Thema wieder aktuell, die CDU versucht ihr Profil nach rechts zu schärfen. Auf einer Regionalkonferenz in Dresden wurde das Thema diskutiert.
von Beate Dietze
Warum das Feld anderen überlassen, sagt sich die sächsische CDU und geht in die Offensive. Auch wenn die Debatte nicht wirklich neu ist. Doch angesichts Tausender Zuwanderer wächst die Sorge vor Parallelgesellschaften. Die Frage ist, wie es gelingt, dass Zuwanderer Teil der Gesellschaft werden und eben nicht auf Dauer nur Gast sind. Eine Frage, die auch Ministerpräsident Stanislaw Tillich umtreibt:" Was mir schon Sorgen bereitet ist, dass wir Gruppen jüngerer und älterer Menschen in Deutschland haben, die die Sprache nicht sprechen, aber schon seit Jahren hier leben, die es schwer haben sich in dieser Gesellschaft überhaupt zu artikulieren. Um die müssen wir uns doch kümmern".
Rößler: "Mit Haut und Haaren einlassen"
Doch die Menschen, die zu uns kommen, müssten auch wissen, wie sie sich integrieren könnten, gibt Landtagspräsident Matthias Rößler zu bedenken. Der Kompass sollte die deutsche Leitkultur sein. Und Rößler macht deutlich, wer sich erfolgreich integrieren möchte, müsse die deutsche Sprache lernen, unsere Werte leben:
In diesem Sinn ist unsere Leitkultur eine Einladung an Einwanderer, Deutsche unter Deutschen zu werden - wenn ich das so sagen darf, [sich] mit Haut und Haaren auf unser Land einzulassen.
Landtagspräsident Matthias Rößler
Damit spricht Rößler vielen im Saal im Hygienemuseum in Dresden aus dem
Herzen. Denn die meisten im Publikum finden die Patriotismus-Debatte
wichtig und weder antiquiert noch überflüssig. Allerdings sind auch nur
wenige junge Leute da.
Die Liebe zu Deutschland sei immer auch
ein bisschen negativ gesehen worden, gibt eine Zuhörerin zu bedenken.
"Wir sollten Weltbürger sein, wir sollten Europäer sein, aber möglichst
nicht Deutsche." Eine Frau mit CDU-Parteibuch stimmt zu und meint, es
sei einiges schief gelaufen in den vergangenen Jahren. Etwa die
Diskussion, ob in Kindereinrichtungen in Deutschland Weihnachten oder
Ostern gefeiert werden dürfe, ohne auch jüdische oder muslimische Feste
zu feiern."Das geht nicht. Entweder man ist hier in Deutschland und
vermittelt die deutschen Werte, da gehören eben auch die deutschen
Feiern dazu".
Auch ein Renter, ebenfalls CDU-Mitglied, meint, es sei genau wie vor zehn Jahren. Es würden dieselben Themen diskutiert, etwa die Nationalhymne in der Schule. Das sei aber damals nicht durchgesetzt worden. Die Diskussion sei deshalb überflüssig. Richtig zufrieden scheinen die Drei mit der Patriotismus-Debatte nicht. Viele schöne Worte, aber zu schwammig und zu wenig konkret, so ihr Urteil.