Debatte um Moschee-Pläne hält an

Erstveröffentlicht: 
17.05.2016

Der geplante Neubau einer Moschee in Erfurt-Marbach sorgt in Thüringen weiter für Diskussionen. Die Koalitionsfraktionen von Rot-Rot-Grün haben ihre Unterstützung bekräftigt. Auch die Kirchen sprachen sich für das muslimische Gotteshaus aus. Die AfD hatte zuvor mit harschen Worten ihre Ablehnung bekräftigt. Der Islam, so AfD-Fraktionschef Höcke, solle sich anpassen oder verschwinden.

 

Die rot-rot-grünen Koalitionsfraktionen haben in einer gemeinsamen Presseerklärung ihre Unterstützung der Ahmadiyya-Gemeinde beim geplanten Bau einer Moschee im Erfurter Ortsteil Marbach bekräftigt. Darin heißt es, das Vorhaben sei Ausdruck einer vielfältigen religiösen Landschaft in Thüringen und sinnstiftend für den interkulturellen Austausch. Die Stimmungsmache der AfD gegen den Verfassungsgrundsatz der Religionsfreiheit sei beschämend und entlarvend zugleich und könne nicht unwidersprochen hingenommen werden. 

 

AfD will Proteste gegen Moschee anführen


Vertreter der AfD-Fraktion hatten am Dienstag auf einer Pressekonferenz angekündigt, sich an die Spitze von Protesten gegen die Moschee zu setzen. Man wolle das Bauvorhaben am Mittwoch zum Thema einer Demonstration in Erfurt machen. Zuvor wird im Landtag auf Antrag der AfD über den Moscheebau und mögliche Gesetzesänderungen debattiert. Fraktionschef Höcke sagte, im Umgang mit dem Islam dürfe es keine "falsch verstandene Toleranz" geben. Entweder passe sich der Islam in Europa und Deutschland den rechtsstaatlichen Normen, Sitten und Werten an, oder er müsse verschwinden. 

 

Ramelow verweist auf Grundgesetz

 

Katja Mitteldorf von den Linken sagte, das abstruse Anti-Islam-Weltbild der AfD zeuge von Engstirnigkeit, Intoleranz und Menschenverachtung. Ähnlich äußerten sich die SPD-Politikerin Dorothea Marx und Astrid Rothe-Beinlich von Bündnis 90/Die Grünen. Zuvor hatte bereits Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow den geplanten Bau einer Moschee als selbstverständlich bezeichnet. Auf seiner Facebookseite schrieb Ramelow, jeder habe das Recht seinen Glauben friedlich leben zu können. Die Verfassung gebiete Glaubens- und Religionsfreiheit in Deutschland. 

 

Kirchen befürworten Moscheebau


Auch die beiden großen Kirchen in Thüringen befürworten den Bau einer Moschee in Erfurt. Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, erklärte: "Wer die Religionsfreiheit infrage stellt, sollte sich fragen, ob er auf dem Boden unseres Grundgesetzes steht." Der Leiter des Katholischen Büros Erfurt, Winfried Weinrich, nannte das Vorgehen der AfD völlig unverständlich. Die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit ermögliche, die Religion privat oder öffentlich auszuüben. Damit habe auch die Ahmadiyya-Gemeinde in Erfurt das Recht, sich würdige Räume für Gebet und Begegnung zu schaffen.

 

Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde will am Stadtrand von Erfurt eine Moschee bauen. Es wäre der erste Moschee-Neubau in Thüringen. Wann und ob der Grundstein überhaupt gelegt wird, ist offen - bislang hat die Gemeinde lediglich eine Bauvoranfrage gestellt. Die Gemeinde hat 70 Mitglieder. In ganz Thüringen organisieren sich nach Ramelows Angaben derzeit rund 7.000 Menschen sich in den verschiedensten Richtungen des Islams.