Schließung von Flüchtlings-Erstaufnahmen - Erstaufnahme-Helfer plagt Ungewissheit

Erstveröffentlicht: 
13.05.2016

Die sächsischen Flüchtlingserstaufnahmen stehen derzeit zu 85 Prozent leer. Die Staatsregierung plant folglich die Schließung von 14 Unterkünften. Das sorgt für Widerstand. Denn damit stehen auch viele hauptberufliche Flüchtlings-Helfer vor einer ungewissen Zukunft. Allein beim DRK betrifft das Hunderte Menschen. Die SPD hat schon eine Vorstellung über eine Weiterbeschäftigung.

 

Sachsen plant die Schließung von 14 der aktuell 35 Flüchtlings-Erstaufnahmeeinrichtungen und erntet dafür Kritik. Erhalten bleiben Erstaufnahmen vor allem in Chemnitz, Dresden und Leipzig. 

 

Große Enttäuschung in Plauen


Im ländlichen Raum machen dagegen viele Unterkünfte dicht. Genau das trifft beispielsweise das Bündnis "Vogtland gegen Rechts" in Plauen und den Verein "Integration statt Isolation". Dort soll eine im Vorjahr mit viel Aufwand errichtete Unterkunft auf dem früheren Werksgelände der Firma Plamag Ende Juni wieder geschlossen werden und künftig als Lagerhalle dienen.

 

Man habe viel Geld investiert, um hier eine menschenwürdige Unterbringung zu gewährleisten, erklärten die beiden Organisationen. Kritisch wird auch die Entlassung zahlreicher Helfer gesehen, die bis dato mitunter gar in Vollzeitjobs tätig waren. Besonders beschämend sei dabei die Tatsache, dass weder das DRK als Träger noch die Mitarbeiter vor Ort von offizieller Seite informiert worden seien, sondern dass sie die Nachricht von der Schließung aus den Medien erfahren hätten. "Es ist für alle haupt- und ehrenamtlich beschäftigten Personen ein Schlag ins Gesicht", hieß es. Viele hätten dafür bereits bestehende Jobs aufgegeben. Vereinsvorstand Mirko Kluge sagte: "Warum? Um Gutes zu tun. Und nun wird Ihnen in dieser Art und Weise gedankt." Ein fairer Umgang mit Personal vor Ort sehe anders aus. Nach Angaben der Landesdirektion Sachsen wurden allein in die Unterkunft in Plauen rund zwei Millionen Euro investiert.

 

Es hat nie Kritik an der Unterbringung und keine Konflikte unter den Bewohnern gegeben. Die Flüchtlinge haben sich hier wohl gefühlt, weil die Betreuung mit Herzblut erfolgte.

Mirko Kluge, Vereinsvorstand "Integration statt Isolation"
750 DRK-Stellen betroffen

Tatsächlich hat das Deutsche Rote Kreuz in Sachsen angekündigt, Mitarbeitern zu kündigen. Laut DRK-Sprecher Kai Kranich ist bisher nicht klar, wie viele Mitarbeiter betroffen sind. Im Bereich des Landesverbandes wurden etwa 350 Stellen geschaffen, hinzu kamen weitere 400 in Kreisverbänden.

Geht es nach der SPD-Fraktion im Landtag sollen die freiwerdenden Ressourcen nicht wegfallen, jedoch umverteilt werden. Demnach soll mehr in die Integration der Flüchtlinge investiert werden. Der große Erfahrungsschatz der Mitarbeiter in den bisherigen Einrichtungen dürfe nicht verlorengehen. Die SPD werde sich dafür einsetzen, dass es nach Schließung für die Betroffenen weitergehe. Die Abgeordnete Juliane Pfeil sagte zudem: "Es muss überlegt werden, ob Einrichtungen, in die bereits viel investiert wurde, wirklich aufgegeben werden sollten, während an anderen Standorten erst noch investiert werden muss." 

 

Köpping: Helfer werden perspektivisch gebraucht


Integrationsministerin Petra Köpping dankte allen Helfern. "Durch die schwer berechenbaren Flüchtlingsbewegungen konnte oft nur befristet eingestellt werden", sagte sie weiter. Es sei gut, dass man viele Erstaufnahmeeinrichtungen nun in den drei Großstädten bündele. Dass einige Unterkünfte auf Dauer keine bleiben konnten, sei von Anfang an absehbar gewesen. Ehrenamtliche Helfer würden weiter gebraucht - nun bei der Betreuung von Flüchtlingen, die dezentral unterbracht sind. Und auch für Hauptamtliche bestünden perspektivisch Chancen, in diesem Bereich weiterarbeiten zu können. 

 

Fast 5.000 Plätze als Puffer


Das Innenministerium beziffert den aktuellen Bedarf auf etwa 9.600 Plätze. Weitere rund 4.700 Plätze sollen für den Notfall kurzfristig aktivierbar sein und in einem Stand-by-Modus betrieben werden. Spätestens zum Jahresende werde man die Kapazität nochmals überprüfen und gegebenenfalls anpassen.