Mit Kundgebungen versuchte die NPD in Berlin am 1. Mai Wahlkampf zu betreiben. Geringe Resonanz und ein Kandidat, der gleich zweimal festgenommen wurde, trübten den Auftritt für die extremen Rechten.
Von Theo Schneider
Mit drei Kundgebungen in verschiedenen Bezirken versuchte die Berliner NPD die mediale Aufmerksamkeit am 1. Mai für ihre Wahlkampfzwecke zu nutzen, da im September in der Hauptstadt Wahlen zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksparlamenten anstehen. Unter dem Motto „Soziale Absicherung für das eigene Volk“ versammelten sich an den jeweiligen Standorten in Weißensee, Hohenschönhausen und Schöneweide lediglich immer wieder die gleichen 50 Anhänger der rechtsextremen Partei. Neben Kandidaten der NPD, wie der ehemalige „pro Deutschland“-Aktivist Stephan Böhlke, der im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg kandidiert, befand sich unter den Teilnehmern auch eine kleine Gruppe von „Bärgida“-Demonstranten, die zum Teil dem Zusammenschluss „Wir für Berlin & Wir für Deutschland“ zuzurechnen sind. Für den kommenden Samstag mobilisieren sie zu einer Neuauflage ihrer so genannten „Großdemonstration Merkel muss weg“.
Als Redner traten der Berliner NPD-Landeschef Sebastian Schmidtke, die Bernauer Stadtverordnete Aileen Rokohl sowie die Lichtenberger Bezirksverordnete Manuela Tönhardt auf. Über Tönhardt wusste die Lichtenberger Bezirksbürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD), die in Hohenschönhausen auf der Gegenkundgebung sprach, zu berichten, dass von den beiden NPD-Mandatsträgerinnen in der Bezirksverordnetenversammlung nur wenig zu vernehmen sei: Tönhardt erscheine jedes Mal nur für eine knappe Stunde, um das Sitzungsgeld einzustreichen, ihre Kollegin Cornelia Berger fehle seit Monaten.
In Berlin-Weißensee wurde der Auftritt der NPD durch Rangeleien mit der Polizei überschattet. Nachdem der Pankower NPD-Vorsitzende Christian Schmidt eine Journalistin bedrängt hatte und deren Presseausweis „kontrollieren“ wollte, war ein Zivilbeamter eingeschritten. Mehrere Neonazis rannten daraufhin zu ihrem Kameraden, es kam zu Schubsereien mit den Einsatzkräften. In diesem Zusammenhang wurde der Pankower NPD-Kandidat Fabian Knop nach einer Attacke auf einen Polizisten wegen versuchter Körperverletzung kurzzeitig festgenommen. An der nächsten Kundgebungsstation in Hohenschönhausen konnte er allerdings schon wieder teilnehmen, wurde jedoch erneut abgeführt. Diesmal wegen „Fundunterschlagung“, weil Knop die Brille eines Polizeibeamten trug, die dieser bei der Rangelei in Weißensee verloren hatte.
An den drei Standorten standen den Rechtsextremisten jeweils zwischen 250 (Weißensee) und 400 (Schöneweide) Gegendemonstranten entgegen. Ein Teil der NPD-Anhängerschaft zog nach der Kundgebungstour in die Köpenicker Parteizentrale, wo ein Liedermacher auftrat.