Seit Wochen ist Freital in den Schlagzeilen. Die GSG 9 nahm zuletzt mehrere mutmaßliche Rechtsextremisten fest. Nun wurde in der Stadt gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit mobil gemacht. Mit mäßigem Erfolg.
Die Aktion "Laut gegen Nazis" in Freital ist - zumindest was die Besucherzahlen angeht - weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Hatten die Veranstalter mit 1.500 und 2.000 Menschen gerechnet, waren es am Ende nur einige Hundert Besucher. Die Veranstalter sprachen auf Facebook von 1.000 Besuchern, die zur Demokratiemeile und dem Konzert mit Smudo von den "Fantastischen Vier" kamen.
Ermittlungen wegen Hitlergruß
Die Veranstaltung wurde von zahlreichen Polizisten abgesichert. Bis auf wenige Zwischenfälle blieb es laut Polizei aber ruhig. Ein Mann zeigte den Hitlergruß. Er muss sich nun wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten. Später erteilte die Polizei etwa 20 Störern Platzverweise, die versucht haben, sich am Einlass Zutritt zu verschaffen.
Freitaler und Hamburger unterstützten die Aktion
Organisiert wurde der Abend vom Hamburger Verein "Laut gegen Nazis" .
Er ist gerade mit seiner "Counter Speech Tournee 2016" in ganz
Deutschland unterwegs, um ein Zeichen für Menschlichkeit und gegen Hass
zu setzen. Im Internet hieß es dazu: "Alle schauen nach Freital. Wir
auch. Eine besondere Stadt in der wir hoffen, dass viele Bürgerinnen und
Bürger dort aufstehen und mit den Initiativen vor Ort zeigen, dass sie
sich von dem Rechtsextremismus distanzieren."
Unterstützung gab
es unter anderem von der Freitaler Organisation "Für Weltoffenheit und
Toleranz", den Jusos Sachsen und dem Bündnis Herz statt Hetze. Die
Stadtverwaltung stellte den Platz des Friedens zur Verfügung.
Oberbürgermeister Uwe Rumberg (CDU) hatte die Aktion nach anfänglichem
Zögern begrüßt. Er wolle zeigen, dass Freital mehr zu bieten habe als
eine mutmaßlich rechtsterroristische Vereinigung.
Die Stimmung in der Stadt ist überwiegend friedlich. Die Mehrheit der Menschen in Freital sind fleißige, friedliebende Bürger, die hier gern leben, hier gern arbeiten, hier gern wohnen.
Uwe Rumberg (CDU), Oberbürgermeister von Freital Sächsische Zeitung, 2. Mai 2016
Weitere Events in Norddeutschland
Am Dienstag ist die Tour in Wismar zu Gast. Am Mittwoch findet die vorerst letzte Veranstaltung von "Laut gegen Nazis" in Flensburg statt.
Wir danken euch #Freital - es war ein grandioses Fest! https://t.co/x6gK7qx4IU
— lautgegennazis (@lautgegennazis) May 2, 2016
06. März 2015:
Etwa 1.300 Menschen demonstrieren in
Freital gegen die geplante Aufnahme von bis zu 200 Flüchtlingen. Die
Polizei verhindert ein Vordringen des Demonstrationszuges zur
Flüchtlingsunterkunft.
26. Juni 2015:
Rund 600 Menschen protestieren gegen
Fremdenhass. Ihnen stehen etwa 250 Rechte gegenüber. Die Polizei muss
Pfefferspray einsetzen, um beide Lager zu trennen.
01. November 2015:
Vor dem Schlafzimmerfenster einer
Freitaler Asylunterkunft explodiert ein Sprengsatz. Ein 26-jähriger
Asylbewerber erleidet Schnittwunden an der Stirn.
05. November 2015:
Bei einer Razzia nimmt die
Polizei zwei Männer und eine Frau als mutmaßliche Mitglieder einer
rechten Bürgerwehr fest. Einen Tag später erlässt die
Generalstaatsanwaltschaft Dresden drei Haftbefehle. Der Haftbefehl gegen
die Frau, eine 27-jährige Freitalerin, wird gegen Auflagen außer
Vollzug gesetzt.
19. Dezember 2015:
Der Freitaler Oberbürgermeister Uwe Rumberg bekommt Morddrohungen. Unbekannte sprühen den Aufruf an eine Häuserwand.
12. April 2016:
Die Bundesanwaltschaft kündigt Ermittlungen wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung in Freital an.
19. April 2016:
Die GSG-9-Einheit der Bundespolizei
nimmt vier Männer und eine Frau fest. Laut Bundesanwaltschaft sollen sie
im Sommer 2015 die rechtsterroristische Vereinigung "Gruppe Freital"
gegründet haben.
27. April 2016:
Das Dresdner Amtsgericht verurteilt
drei Asylgegner zu einer Bewährungsstrafe. Sie hatten im Juni 2015 ein
Auto von Asylbefürwortern verfolgt und mit einem Baseballschläger die
Scheibe des Wagens eingeschlagen.
28. April 2016:
Unbekannte attackieren in Freital
zwei Rathäuser, ein Büro der Linkspartei und eine geplante
Flüchtlingsunterkunft. Mit Steinen werfen sie die Fensterscheiben der
geplanten Unterkunft ein.