LAUtonomia-Aktivistin Sara* für zwei Monate in Haft

Seilziehen
+++ Kommt zur Gerichtsverhandlung am 22. März, 12:45 Uhr; Landgericht Cottbus +++
Am 22.Februar 2016 ist eine Umweltaktivistin der neuen lausitzer Waldbesetzung LAUtonomia in Cottbus wegen Ladediebstahl verhaftet worden und sitzt seit dem in Haft. Sie verweigert nach wie vor die Angabe ihrer Personalien. LAUtonomia ruft zu Unterstützung und Solidarität mit der eingesperrten Aktivistin auf.

Inhaftierung, Prozess, Urteil

Sara wird vorgeworfen, am 22. Februar in einem Baumarkt Waren im Wert von 47,47 Euro gestohlen zu haben. Da es den Behörden nicht gelang ihre Personalien festzustellen, saß sie eine Woche lang in Hauptverhandlungshaft in der JVA Lukau-Duben, ehe ihr am Amtsgericht Cottbus in einem beschleunigten Verfahren der Prozess gemacht wurde.
Auch nach Ansicht des vorsitzenden Richters Peter Merz handelte es sich bei der Tat um Diebstahl in geringem Wert. Da eine Geldstrafe aus seiner Sicht nicht umsetzbar sei – das Angebot aus den Zuschauer*innenreihen, die Strafe direkt in Bar zu zahlen wurde abgelehnt, da der „Lerneffekt“ fehle - verurteilte Peter Merz Sara zu zwei Monaten Haft ohne Bewährung - nicht ohne immer wieder zu betonen, dass er ja eigentlich als einer der mildesten Richter Brandenburgs gilt.
Merz begründet die Höhe der Strafe unter anderem mit ihrer Entschlossenheit zur Personalienverweigerung. Vor Gericht wurde sie über ihre Fingerabdrücke und Fotos identifiziert, die im Anti-Braunkohle-Widerstand im Rheinland bereits zweimal zuvor bei Blockadeaktionen erfasst wurden.
Sara, die sich in Absprache mit ihren Anwält*innen vor Gericht selbst verteidigte, da ihr kein*e Pflichtverteidiger*in zugestanden wurde, legte Berufung gegen das Urteil ein und sitzt seitdem in der JVA in Untersuchungshaft, mindestens bis zum Berufungsverfahren am 22. März.

Alles für alle!

Dass ihr Ladendiebstahl vorgeworfen wird und keine Straftat im Zusammenhang einer Besetzungsaktion oder Demo, macht die Angelegenheit nicht zu einer weniger politischen. Schließlich ist Ladendiebstahl auch immer ein Akt der Rebellion gegen das kapitalistische Verständnis von Eigentum. Warum Geld geben, für das, was mensch zum Leben braucht? Gegen Kapitalismus und Privateigentum kann die Forderung nur lauten: Alles für Alle! Nehmt euch, was ihr gerade braucht und gebt, was ihr habt!

Anna und Arthur halten's Maul – aber richtig!

Auch das Verweigern der Personalien, und damit das Verweigern von Kooperation mit der Staatsgewalt, ist eine von Sara angewandte Taktik.
Der deutsche Staat – wie alle anderen in ähnlichen Ausmaßen auch – sichert das kapitalistische Privateigentum, legitimiert das Abbaggern ganzer Dörfer und Landschaften sowie die Zerstörung des Weltklimas, legitimiert das massenhafte Einsperren und Morden von nicht-menschlichen Tieren, führt Kriege und schiebt Menschen in ihren oftmals sicheren Tod ab.

Wer sich gegen diese Ordnung aufbäumt, wird von seinen Vollzugsorganen geschlagen, getreten, gepfeffert oder gar eingesperrt. Doch es ist nicht nur gerechtfertigt dieser Gewalt die Kooperation zu verweigern, sondern manchmal kann es auch tatsächlich vor Repressionen schützen, seine Personalien nicht anzugeben.
Als letzten Sommer bei der Massenaktion Ende Gelände mehrere hundert Aktivist*innen keine Ausweise dabei hatten, wurden vielen von ihnen noch nicht einmal die Fingerabdrücke genommen, da es ein zu großer Aufwand für die Polizei gewesen wäre. Somit konnten sie nicht angezeigt werden. Auch in kleineren Gruppen führt diese Taktik bei großer Entschlossenheit oft zu guten Ergebnissen. Dies überwiegt meist das damit einhergehende Risiko, dessen Auswirkungen Sara nun tragen muss.

* Sara ist der von ihr gewählte Name, unter dem sie in der JVA geführt wird
Weitere Infos und Kontakt zu Sara unter: lautonomia.blogsport.eu