USA eröffnen neue Front gegen den IS in Libyen

Erstveröffentlicht: 
19.02.2016

Washington entsendet Streitkräfte nach Nordafrika. Gleichzeitig wollen die USA eine Einheitsregierung im Konfliktstaat installieren. Angesichts des Aufstiegs der Terrormiliz Islamischer Staat in Libyen greifen die USA auch dort militärisch ein: Kampfjets hätten in der Nacht zum Freitag mehrere Ziele in dem nordafrikanischen Land bombardiert und unter anderem ein IS-Trainingslager getroffen, berichteten Regierungskreise in Washington. Der mutmasslich tunesische IS-Funktionär Nureddine Chuchane sei wahrscheinlich getötet worden. Angegriffen wurde demnach in der Nähe der tunesischen Grenze.

 

US-Präsident Barack Obama hatte seine Sicherheitsberater schon vor einiger Zeit angewiesen, den Kampf gegen den Terror in Libyen zu verstärken. Seit dem Sturz des langjährigen Diktators Muammar al-Ghadhafi 2011 herrscht in dem nordafrikanischen Land politisches Chaos, es gibt zwei Regierungen und zwei Parlamente, die jeweils von eigenen Milizen unterstützt werden.

 

Zahl der IS-Kämpfer steigt


Das Machtvakuum nutzt der IS aus und gewinnt an Einfluss. Die Zahl der IS-Kämpfer in Libyen soll zuletzt von 2000 auf 5000 gewachsen sein. Der zerfallende Staat gilt neben Syrien und dem Irak als wichtigstes Gebiet der Terrormiliz.

 

Obama hatte am Mittwoch ein Eingreifen angedeutet. «Mit Blick auf Libyen – ich habe von Anfang an gesagt, dass wir den IS bekämpfen, wo er auch auftaucht, genauso wie wir al-Qaida bekämpft haben, wo sie auftauchten», sagte er am Rande seines Treffens mit Asean-Staaten in Kalifornien. «Wir werden weiter handeln, wenn wir eine klare Operation und ein klares Ziel vor Augen haben.»

 

Gleichzeitig stimmten sich die USA mit ihren Partnern ab und arbeiteten mit den Vereinten Nationen daran, eine Einheitsregierung für Libyen zustande zu bekommen, fügte Obama hinzu.

 

US-Army sammelt Informationen


Das US-Militär beobachtet die Bewegungen der IS-Jihadisten in Libyen aufmerksam. In den vergangenen Monaten sollen kleine Teams der amerikanischen Streitkräfte im Land gewesen sein, ebenso wie britische, französische und italienische Spezialkräfte. Sie sammelten dort nach Angaben libyscher Militärs Informationen und kartographierten mehrere Regionen und Städte, darunter Bengasi und Sintan.

 

Vor wenigen Tagen hatten US-Vertreter erklärt, in einigen Wochen könnten US-Spezialkräfte nach Libyen entsandt werden. Vorher müssten aber weitere Gespräche mit den europäischen Verbündeten geführt werden. Die vor Ort gesammelten Informationen könnten dazu dienen, Ziele für Angriffe genauer zu bestimmen. (kat/sda)