Entglaste Scheiben, zerstörtes Mobiliar und hohe Sachschäden: Auf der Wolfgang-Heinze-Straße in Leipzig-Connewitz bot sich am Tag nach den Krawallen ein Bild der Verwüstung.
Am Tag nach den schweren Krawallen im Laufe des Demo-Montags in Leipzig bietet sich auf der Wolfgang-Heinze-Straße in Connewitz ein Bild der Verwüstung. Zwischen Connewitzer Kreuz und Mathildenstraße ist kaum eine Fensterscheibe heil geblieben, überall sind Gewerbetreibende mit Aufräumarbeiten beschäftigt, sägen Handwerker Bretter und Holzplatten zurecht, um damit zumindest fürs Erste die Schäden zu flicken. Mehr als 200 Rechtsradikale und Hooligans waren am Montagabend durch den Leipziger Süden gezogen, hatten Geschäfte verwüstet und Feuerwerkskörper gegen Häuser geschossen. Die Feuerwehr war an mehreren Stellen im Einsatz, teilweise hatte die Polizei mit Wasserwerfern bei den Löscharbeiten geholfen, hieß es am Dienstag.
„So etwas noch nie erlebt“
„Ich war völlig überrascht, so etwas hatte ich vorher noch nie erlebt“, zeigt sich der Inhaber eines Döner-Lokals noch immer sichtlich geschockt. Seinen Imbiss hat es bei den Ausschreitungen besonders schwer erwischt. Die Scheiben sind komplett entglast, Werbeaufsteller und Leuchtreklame liegen in Trümmern. Im Ladeninneren explodierte ein pyrotechnischer Sprengsatz, über dem Waschbecken hängen Deckenplatten lose herab. „Das Ganze hat nur Minuten gedauert. Die Angreifer sind hier rein gestürmt, haben Parolen gegen Ausländer geschrien und angefangen, die Möbel zu zerstören“, so der Mann.
Er habe sich, zusammen mit seinen Gästen, im Hinterzimmer des Lokals in Sicherheit gebracht. Es ist aber nicht nur die Zerstörung, die am Dienstag zu Buche steht. „Auch unsere Kasse wurde aufgebrochen und ausgenommen. Die Tageseinnahmen und Geld, das für Lieferanten bestimmt war, ist weg – knapp 1.000 Euro.“ Insgesamt schätzt der Inhaber den Schaden auf mindestens 20.000 Euro.
Völlig überraschender Angriff
Eine fünfstellige Schadenssumme ist auch im Musikhaus Korn zusammengekommen. „Die haben uns die Scheiben eingeworfen und Ware in den Fenstern beschädigt“, berichtet ein Mitarbeiter. Vor allem die zerstörten Instrumente dürften teuer werden: „Hier standen ja Klaviere und Schlagzeuge herum.“ Nachdem er von den Ausschreitungen erfahren habe, sei er noch am Abend zum Laden geeilt. „Wir waren bis Mitternacht mit dem Aufräumen und Sichern des Ladens beschäftigt. Seit einigen Stunden sind wir wieder im Einsatz.“
Ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden zahlreiche linksalternative Szenekneipen an der Wolfgang-Heinze-Straße. „Bei uns flog eine Pyrobombe in den Vorraum. Das war nicht nur einfach ein Knaller, sondern etwas deutlich Größeres. Die Gäste, die direkt hinter der Scheibe saßen dachten, die Wand fliege weg“, zeigt sich ein Gastronom am Montag noch immer geschockt. Auch die Scheiben an der Front des Lokals sind vollständig zerstört.
„Wir hatten Glück, dass es keine Verletzten gab. Es war zu dem Zeitpunkt noch relativ leer.“ Die Gäste hätten im hinteren Bereich der Bar ausgeharrt, bis sich die Lage beruhigt hatte. Der Angriff sei für alle völlig überraschend erfolgt: „Normalerweise funktioniert der Buschfunk hier im Viertel sehr gut, aber durch die Demonstrationen war kaum einer hier in Connewitz.“
Große Hilfsbereitschaft
Etwas mehr Glück gehabt hat die Naturbackstube Martens. „Wir haben offenbar gutes Glas, außer ein paar Scherben mussten wir keine Schäden beseitigen“, zeigt sich Mitarbeiterin Stephanie Himmerich angesichts der Geschehnisse erleichtert.
Sie ist vor allem froh darüber, dass am Montag nicht wie üblich auch am Abend noch Menschen im Laden waren. Von den Krawallen erfuhr sie per SMS: „Ich habe um halb acht Bescheid bekommen, eine halbe Stunde später war ich vor Ort.“ Himmerich lobt vor allem die schnelle Reaktion und die große Hilfsbereitschaft der Anwohner. „Das ging sehr schnell, sofort waren viele Leute da, die beim Aufräumen geholfen haben. Das war eine super Aktion von den Nachbarn.“ Und die Backstube gibt die Hilfe zurück: Im Verkaufsraum ist eine Spendenbox für Geschädigte aufgestellt.