Ausländerfeindliche Parolen gerufen

Erstveröffentlicht: 
04.01.2016

Innerhalb von wenigen Tagen wurde die Flüchtlingsunterkunft in Assamstadt Ziel von fremdenfeindlichen Attacken.

 

Bürgermeister Joachim Döffinger ist "entsetzt": Schon wieder gab es einen ausländerfeindlichen Vorfall in seiner Gemeinde, es war bereits der dritte seit der Nacht vom 29. zum 30. Dezember. "In den letzten drei Nächten wurde bei den Flüchtlingscontainern wiederholt lautstark ausländerfeindliche Parolen gerufen, auf die Container geschlagen, ein Hakenkreuz aufgemalt, Steine geworfen, eine Bewohnerin verletzt und ein Fenster eingeschlagen. Wir Assamstadter wollen diese Gewalt und Terrorisierung nicht hinnehmen", betont Döffinger.

 

Mit den Flüchtlingen geben es keine Probleme, betont der Bürgermeister. "Hier läuft es gut, der Helferkreis macht eine wunderbare Arbeit. Die Flüchtlinge haben sich wohl und angenommen gefühlt", sagt der Bürgermeister im Gespräch mit unserer Zeitung. Wer diese Leute sind, die nun schon zum dritten Mal die Bewohner der Container in Angst und Schrecken versetzt haben, weiß Döffinger nicht. "Ich kann nur hoffen, dass es keine Assamstädter sind. Wir haben hier zumindest keine offene Szene."

 

Flüchtlinge haben Angst


Die 35 Asylbewerber - sie kommen aus Afghanistan, Albanien, Syrien, Irak und Iran - "sind natürlich verängstigt, und das kann ich gut verstehen", sagt Döffinger. Er habe die Menschen deshalb zusammen mit engagierten Mitgliedern des Helferkreises spontan ins Feuerwehrgerätehaus eingeladen. "Wir wollten deutlich machen, dass sie nicht alleine sind. Und ich habe sie alle überreden können, wieder in die Container zu gehen. Das war nicht leicht, denn sie haben große Angst."

 

Gefühl der Bedrohung


Gründe, sich Sorgen zu machen, haben die Flüchtlinge in der Tat. Das Gefühl der Bedrohung ist real. "Schon in der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember trommelte eine Gruppe, zum Teil hatten sie sich wohl Mut angetrunken, an Fenstern und der Tür des Eingangsbereiches der Container. Es wurden rechtsradikale Parolen skandiert und vor dem Eingang ein Hakenkreuz hingeschmiert", berichtet Joachim Döffinger weiter.

 

Damit nicht genug: "In der Silvesternacht, etwa gegen 2.30 Uhr, kamen drei junge Männer zu den Containern. Einer warf einen etwa apfelgroßen Stein durch ein offenes Fenster. Er traf eine Frau am Oberschenkel."

 

Glück im Unglück: "Die Frau hat erst vor drei Wochen ein Kind zur Welt gebracht. Glücklicherweise hatte sie das Baby nicht in ihren Händen, als sie getroffen wurde." Und in der Nacht vom 1. auf den 2. Januar gab es gleich drei Vorfälle. Wieder habe sich der rechtsradikale Pöbel eingefunden. "Gegen 23 Uhr, gegen 1 Uhr und gegen 3 Uhr wurden Steine geworfen, ein Rollladen wurde beschädigt und ein Fenster ging zu Bruch."

 

Nicht länger hinnehmen


Der Assamstadter Bürgermeister Döffinger will das nicht länger hinnehmen. Und er ist damit nicht alleine in der Gemeinde. Im morgendlichen Sonntagsgottesdienst machte er zusammen mit Pfarrer Bernhard Merz der Bevölkerung klar, dass Assamstadt nicht fremdenfeindlich ist.

 

So kam es am gestrigen Sonntagabend zur wohl ersten Demonstration in der Gemeinde Assamstadt: Bürgermeister Döffinger, Pfarrer Metz und die Mitglieder des Helferkreises riefen die Bevölkerung zu einem "Zeichen der Solidarität" auf - so startete am Rathaus ein "Lichterzug" zu den Containern (wir berichten noch). -HP-