Dresden/Leipzig. Die sächsische Polizei bereitet sich auf ein heißes Silvester vor. Vor allem in Leipzig und rund um die Flüchtlingsheime in Sachsen gilt die Lage als angespannt. Die Sorge vor einer Gewalteskalation rund um den Jahreswechsel ist groß. In der Messestadt liegt der Schwerpunkt auf dem Szeneviertel Connewitz, wo in den vergangenen Jahren Linksautonome in der Silvesternacht immer wieder mit Spontan-Aktionen auffielen, die dann häufig in handfester Randale endeten.
Spätestens nach den von Linksautonomen angezettelten Ausschreitungen in Connewitz mit Dutzenden Verletzten Mitte Dezember rechnet die Polizei nun über Silvester mit erneuten Straßenschlachten. „Ich kann nur an alle Leipziger wie an alle Sachsen appellieren, den Jahreswechsel friedlich und würdevoll zu feiern“, sagte Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) der Leipziger Volkszeitung. „Die schlimmen Ereignisse dürfen sich nicht wiederholen“, fordert Ulbig. Der Minister macht zudem klar, dass Polizei und Justiz gegen alle Gewalttäter konsequent vorgehen und jede Straftat ahnden werden. Es gelte, sich gegen Gewalt und Hass, egal ob gegen Einsatzkräfte oder andere Menschen, zu stellen.
Gleichzeitig gibt es in Dresdner Regierungskreisen die akute Sorge, dass es auch in anderen Teilen Sachsens zu Ausschreitungen kommen könnte – vor allem an und nahe von Asylbewerberheimen. Um möglichen bürgerkriegsähnlichen Zuständen wie vor gut zwei Wochen in Leipzig einen Riegel vorzuschieben, stellt sich die Polizei auf einen Großeinsatz über Silvester ein. Dabei gehen Sicherheitskreise davon aus, dass sich bis zu 1000 sogenannte „erlebnisorientierte“ Antifa-Kader versammeln könnten. Die Polizei will mit rund 500 Beamten in Leipzig präsent sein. Angesichts der landesweit angespannten Lage ist sogar von einer Urlaubssperre für Polizeibeamte die Rede. Denn unkomplizierte Hilfe aus anderen Bundesländern dürfte kaum zur Verfügung stehen, da die Polizei in den Silvesterstunden auch dort dringend benötigt wird.
Leipzigs Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) stellte gegenüber der LVZ klar, dass die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Connewitzer Kreuz wie in den vergangenen Jahren laufen. Die Händler rund um die neuralgischen Straßenzüge seien bereits zu Sicherungsmaßnahmen aufgerufen worden. „Es gibt zudem wieder Auflagen für bekannte Täter, die sich in der Silvesternacht bei ihrer jeweiligen Polizeidienststelle melden müssen“, sagte Rosenthal. Bis Silvester werde sich die Stadt mit der Polizei weiter austauschen.
Doch nicht nur in Leipzig gehen Regierungskreise von Ausschreitungen aus, sondern auch an anderen Orten in Sachsen. Die Befürchtung lautet: An Flüchtlingsheimen könnte es Übergriffe nach dem Strickmuster von Heidenau geben. Dort hatten sich im August rechtsextreme Asyl-Gegner regelrechte Straßenschlachten mit der chronisch unterbesetzten Polizei geliefert. In der Silvesternacht könnten nun reichlicher Alkoholkonsum und die übliche Böllerknallerei die Stimmung zusätzlich aufheizen.