Schmalkalden: Der Anwalt der Hirntoten

Alexander Held

Im Ballstädtprozess kommen mehr als die Hälfte der Angeklagten aus Südthüringen. Doch nicht nur auf der Anklagebank sind Nazis aus Südthüringen zu finden. Mit Alexander Held aus Schmalkalden ist auch ein Anwalt beim Ballstädtprozess anwesend, der bereits des Öfteren in der Vergangenheit aufgefallen ist. Held ist jedoch nicht nur als Anwalt tätig, sondern fungiert mehrfach als sympathischer Geschäftsmann für Nazis.

 

Der Rechtsanwalt Alexander Held, welcher Rechtswissenschaften an der FSU Jena studierte und nun in der Kanzlei „Held & Partner“ seiner Tätigkeit als Anwalt nachgeht, nimmt bei Gerichtsverfahren gegen Nazis – auch bundesweit - immer wieder die Rolle des Strafverteidigers ein. Vor allem bei angezeigten Gewaltdelikten wird Held konsultiert. Aber auch für spontane Sachen oder Notfallsituationen, wie beispielsweise Hausdurchsuchungen, bei denen Anwälte hinzugezogen werden können, bietet er seine Dienste an.

 

Unterwegs in Sachsen als Verteidiger

 

Bereits am 29. Oktober 2010 vertrat Alexander Held einen Nazi nach einem Gewaltdelikt vor dem Amtsgericht Chemnitz. In dem Gerichtsverfahren war Albert Reimann, Mitglied des „Freien Netz Borna-Geithain“, angeklagt. Reimann hatte am 7. Mai 2010 in Geithain einen 15-jähringen Jugendlichen mit einem Tritt in den Brustkorb sowie einen Schlag auf den Kopf schwer verletzt. Durch den Schlag splitterten Knochen des Schädels ab. Nur durch Zufall bohrte sich keiner der Splitter in das Gehirn des Opfers, was wiederum bleibende Schäden zu Folge gehabt hätte. Im Verfahren halluzinierte Alexander Held einen vermeintlichen Brandanschlag durch das Opfer herbei. Stattgefunden hat dieser jedoch nie. Im Verfahren wurde Reimann zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Daraufhin legte die Staatsanwalt Berufung ein. Das neue Urteil hielt Alexander Held für unakzeptabel, woraufhin er in Berufung ging, da Reimann in der zweiten Instanz am 31. März 2011 zu eineinhalb Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt wurde. Am Abend des 1. April 2011, also einen Tag nachdem beide in Revision gegangen sind, kam es zu einem erneuten Angriff durch Helds Mandanten. Dieses mal hat der Mandant Helds mit zwei weiteren Nazis vier Menschen vor einer Pizzeria körperlich angegriffen. Auch in dem Verfahren, welches am 22. sowie 29. September 2011 am Leipziger Amtsgericht stattfand, fungierte der Südthüringer Anwalt als Rechtsbeistand für den faschistischen Schläger.

 

Unterwegs in Berlin als Nebenkläger

 

Auch im Frühjahr dieses Jahres fiel Alexander Held als Anwalt des Berliner Nazis Christian Schmidt auf. Schmidt, der als NPD-Vorsitzender in Berlin-Pankow fungiert und im Berliner Anti-Antifa-Netzwerk aktiv ist, fiel in der Vergangenheit, wie auch Alexander Helds vorheriger Mandant, immer wieder durch gewalttätige Übergriffe auf. Bei einem antifaschistischen Rundgang am 19. Mai 2013 in Berlin haben etwa 50 Menschen verschiedene Nazipropaganda im Stadtteil Buch entfernt. Helds Mandant und zwei weitere Nazis fotografierten immer wieder die Teilnehmenden ab. Als dies Antifaschisten bemerkten, folgten diese den Nazis, welche sich schließlich in einem Imbiss verschanzten. Diesmal war es nicht Alexander Held, der vermeintlich Straftaten herbei halluzinierte, sondern sein Mandant. Dieser bezichtige einige Antifas Flaschen nach ihm geworfen zu haben. Nachweisen konnte er dies trotz angeblicher Fotobeweise jedoch nicht. Auch in den Aussagen kamen immer deutlicherer Widersprüche zur Geltung. Das Ziel von Held und dessen Mandaten, Antifaschisten hinter Gitter zu bringen, scheiterte.

Auch in Thüringen ist der Rechtsanwalt bereits in Erscheinung getreten. So vertrat er den ehemaligen Nordhäuser NPD-Kreisvorsitzenden Roy Elbert. Wie auch in den anderen Verfahren, war es auch hier ein Gewaltdelikt. Im aktuellen Ballstädtprozess fungiert Held als Anwalt für Tony Steinau.

 

Alexander Held und die Security-Firma Böwe

 

Seit knapp 20 Jahren besteht die Security-Firma Böwe mit ihrem Sitz in Ruhla, gegründet und unter langjähriger Leitung von Frank Böwe, der mit ein paar weiteren Schlägern als Türsteher in Eisenach begann. In Südthüringen fiel diese Sicherheitsfirma über die Jahre hinweg durch die Beschäftigung von bekannten Nazischlägern auf. Der Suhler Nazi Sven Büschn und Ansgar-Aryan Modell Denny Schön waren einige der Beschäftigten, um nur ein paar bekannte Beispiele zu nennen. In den letzten Jahren war Böwe-Security u.a. auf Stadtfesten, großen Diskopartys, Konzerten und sogar auf der schäbigsten Dorfdisko, wie dem Zella-Mehliser Rele, angestellt. Genau dort fielen die Schläger auch immer wieder auf. Mal ging es gegen Besucher, die als politische Gegner identifiziert wurden, mal schützte man seine Kumpels in den Thor Steinar Jacken nachdem diese zugeschlagen hatten. Dem damaligen Geschäftsführer und Gründer der Firma gehörte über viele Jahre auch der Naziladen „Bouncer“ in Meiningen, dort konnten Naziklamotten, CD's sowie Waffen erworben werden. Der Laden diente als Anlaufpunkt für die Südthüringer Naziszene. Bereits im Jahr 2009 geriet die Firma in den Fokus, als in Berlin ein Konzert der rechten Hooligan-Band „Kategorie-C“ aus Bremen aufgelöst wurde. Bei dieser als geheim geplanten Fete war die Sicherheitsfirma von Böwe als Konzertpartner aufgetreten und beteiligte sich kurze Zeit nach der Auflösung des Konzertes durch die Polizei an einer Solidaritätsfeier in der damaligen bundesweit bekannten Nazikneipe „Zum Henker“ in Berlin-Schöneweide. Auf der Internetseite der Security-Firma wird das Neonazikonzert zwar nicht unter "Referenzen" aufgeführt, jedoch sehr wohl der Sicherheitsdienst bei einem Böhse Onkelz Konzert (u.a. 2005 am Lausitzring) sowie der Personenschutz für den Rassisten Thilo Sarrazin.

 

Im Impressum der Seite steht immer noch Frank Böwe und der Sitz ist nach wie vor in Ruhla, jedoch findet sich eine andere Person als Geschäftsführer wieder. Seit November 2011 findet man dort nämlich den Schmalkaldener Rechtsanwalt Alexander Held als eingetragenen Geschäftsführer für „Böwe Security- und Eventservice GmbH“. Mittlerweile ist Böwe-Security nicht nur in Ruhla in der Marienstraße 5 gemeldet, sondern auch in der Steinernen Straße 37 in Schmalkalden. Neben seinen Geschäftsführertätigkeiten scheint Held in Frank Böwe einen Geschäftspartner für den Club „Kamco“ in der Katharinenstraße 11 in Eisenach gefunden zu haben. Dort ist er neben Frank Böwe und Thomas Reineck Mitbetreiber und vertritt die dazugehörige A.V.B. GmbH.

 

Alexander Held gehört damit nicht nur zu den Nazianwälten in der Szene, sondern ebenfalls zu einem Kreis von Geschäftsleuten mit guten Verbindungen in und aus der Neonaziszene, wie die Zusammenarbeit zwischen Böwe und Held zeigt.

 

www.agst.afaction.info