Am Ende war der politische Druck auf Franz Allert doch zu groß. Der Chef des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) nahm seinen Hut. „In Anbetracht der massiven persönlichen Kritik an Lageso-Präsident Franz Allert hat dieser mich gebeten, ihn mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben freizustellen.Ich werde der Bitte entsprechen und respektiere diesen Schritt“, ließ Berlins Minister für Gesundheit und Soziales Mario Czaja (CDU) erklären
Zuvor hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) in einer Fernsehsendung einen personellen Austausch der Lageso-Spitze von Czaja gefordert, um die Lage vor Ort „innerhalb der nächsten Tage spürbar zu verbessern.“
Das Ganze belastet die seit vier Jahren bestehende Große Koalition in Berlin. Seit Monaten kriselt es dort beim Thema Flüchtlinge und Allert, der seit 2003 Chef des Landesamts ist, steht im Zentrum der Kritik. Für eine Anmeldung, die medizinische Erstversorgung, eine Zuweisung in eine Notunterkunft oder ein Taschengeld stehen dort Hunderte Asylbewerber teilweise tagelang bei Kälte und Regen draußen vor der Tür. Das Gelände ist hoffnungslos überfüllt. Trotz Nachbesserungen bekommt die Behörde die Lage nicht in den Griff. Allert selbst hatte die Missstände vor seinem Rücktritt eingeräumt und die Wartesituation vor dem Lageso als „völlig unbefriedigend“ bezeichnet. Nur blieb das ohne Konsequenzen für die Arbeit.
Die chaotischen Zustände lösten aber juristische Verwicklungen aus, rund 40 Anwälte erstatteten Anzeige gegen den Behördenchef und Sozialsenator Czaja. Wegen der Erkrankungen vieler Flüchtlinge warfen sie ihm Körperverletzung vor. Lageso-Mitarbeiter hatten bei einer anonymen Befragung im Rundfunk Berlin-Brandenburg zudem die unorganisierte Arbeitsweise der Behörde bemängelt. Es gebe zu wenig sachkundige Asylexperten, eine elektronische Aktenbearbeitung stehe noch aus. Einige Mitarbeiter seien ausschließlich damit beschäftigt, nach Asylanträgen zu suchen. Organisatorisch seien Allert und der Rest der Führungsspitze vollkommen überfordert.
Auch in der Vergangenheit hatte der Behördenchef keine glückliche Hand gezeigt, wie etwa bei der Wahl der Sicherheitsfirma. Denn die Wachleute, die beim Lageso eigentlich für Ordnung sorgen sollten, fielen durch Prügelattacken gegen Flüchtlinge oder Nazi-Sprüche auf. Das Landesamt musste daraufhin den Sicherheitsdienst auswechseln.