Markranstädt. Hohe Wellen schlug am Mittwoch der LVZ-Bericht über Pläne, aus dem beliebten Hotel Gutenberg in Markranstädt eine Flüchtlingsunterkunft zu machen. Das Landratsamt erwägt, dort bis zu 180 Flüchtlinge unterzubringen. Entschieden ist aber noch nichts.
Selbst der erkrankte Bürgermeister Jens Spiske (FWM) meldete sich per Facebook: „So geht es nicht, verehrter Landrat!“, polterte er. Er sei aus vielen verschiedenen Gründen gegen die Verwendung des Hotels als Asylunterkunft, zumal die Stadtverwaltung dem Landkreis seit über einem Jahr geeignete Unterbringungsmöglichkeiten aufgezeigt habe. „Ich bin nicht bereit, die Folgen einer verfehlten Asylpolitik, das eklatante Versagen der Verwaltungen der Staatsregierung und die völlige Ignoranz der Bedenken der Kommunen und der Bürgerinnen und Bürger unkommentiert hinzunehmen“, donnerte Spiske im sozialen Netzwerk unter Freunden. Eine offizielle Stellungnahme von ihm? Fehlanzeige.
Die Linke meinte, dass Markranstädt genügend Wohnungen als Unterkünfte für Asylbewerber gemeldet habe „und es daher nicht notwendig ist, ein gut gehendes Hotel zu schließen, die Angestellten in die Arbeitslosigkeit und seine gastronomischen Dienstleister in die Existenznot zu schicken“, so Ortsverband und Stadtratsfraktion. Die Unterbringung der Asylbewerber sei wichtig, ebenso deren Integration. „Doch ebenso muss die touristische Zukunft der Stadt Beachtung finden, denn in die touristische Infrastruktur sind in den letzten Jahren erhebliche Mittel investiert worden“, erklärten sie.
Rosel Glöckner von der SPD-Fraktion unterstrich, dass ihre Partei eine dezentrale Unterbringung wolle, um so auch eine schnelle und möglichst reibungslose Integration zu ermöglichen. Michael Unverricht (CDU) erklärte, das Rathaus hätte von den Plänen eher erfahren müssen. „Und ein Hotel zu schließen, das gut geht, ist auch für die Stadt nicht schön“, sagte er. Gleichwohl werde es wohl kaum noch zu verhindern sein. „Wir müssen versuchen, das Beste daraus zu machen.“
Wie berichtet, soll Markranstädt laut Kreis in diesem Jahr 259 Flüchtlinge aufnehmen, hat aber erst 43. 2016 kämen noch mal so viele Flüchtlinge, so der Sozial-Beigeordnete des Kreises, Thomas Voigt. Er hatte erklärt, dass die Mietangebote der Stadt geprüft und verworfen wurden , weil sie meist zu teuer sind.
Unterdessen sind Fragen aufgetaucht, ob das Hotel als Gemeinschaftsunterkunft geeignet ist. Wie bekannt wurde, lautet die Baugenehmigung auf 90 Betten, hat die Gaststätte 48 Plätze. Wenn mehr hinein sollen, müsste eine Nutzungsänderung beantragt werden. Bei der sind etwa Fragen des Brandschutzes, der Rettungswege, nachbarschaftliche Belange und mehr neu aufzurollen. Hinzu kommt, dass das Hotel nach LVZ-Informationen über keine weitere Grundstücksfläche verfügt, damit Erweiterungen so gut wie ausgeschlossen sind.