Martialische Kampfansage und Aufrufe zu friedlichen Protesten

Erstveröffentlicht: 
09.12.2015
Connewitz erwartet für Sonnabend den Ausnahmezustand
VON FRANK DöRING

 

Leipzig. Vermummte Linksautonome posieren auf Fotos mit Knüppeln, Macheten und Teleskopschlagstöcken. Andere nehmen mit Baseballschlägern vor einem Bestattungsinstitut Aufstellung: „12.12. Gruppenrabatt“ steht auf dem Antifa-Plakat. Man könnte den Eindruck gewinnen, Connewitz steht eine Schlacht bevor. Und es gibt nicht wenige, die genau dies für das Wochenende befürchten.

 

Auslöser der Aufregung sind jene drei Demonstrationen des rechtsextremen Spektrums, die für Samstagnachmittag im traditionell linksalternativ geprägten Stadtteil angemeldet wurden (die LVZ berichtete). Demnach wollen die Partei „Die Rechte“ um den ehemaligen NPD-Stadtratskandidaten Alexander Kurth, die „Offensive für Deutschland“ (OfD) um Ex-Legida-Chef Silvio Rösler und eine dritte Gruppierung, offenbar ebenfalls aus dem fremdenfeindlichen Spektrum, in Connewitz aufziehen.

 

Mittlerweile verdichten sich Hinweise, dass die geplanten Umzüge insbesondere den gewaltaffinen Teil des rechtsradikalen Milieus anlocken. „Sei dabei, Connewitz in Schutt und Asche zu legen!“, heißt es etwa in einem Aufruf der berüchtigten Neonazi-Kameradschaft „Brigade Halle/Saale“. Eine Kampfansage, die nicht nur die Leipziger Antifa mehr als persönlich nimmt und deshalb massiv für den 12. Dezember mobilisiert.

 

Doch der überwiegende Teil der Connewitzer will sich den Neonazis gewaltfrei entgegenstellen. „Für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist an unserer Hochschule kein Platz“, sagt Gesine Grande, Rektorin der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig). Aufmärsche des rechtsextremen Spektrums durch den linksalternativen Leipziger Süden, die zudem direkt am Campus der HTWK enden sollen, seien eine Provokation für Anwohner und Hochschule zugleich. „Die HTWK wird sich in vielfältiger Weise gegen diesen unerwünschten Besuch positionieren“, heißt es in einer Mitteilung der Hochschule. „Durch Informationen nach innen und außen ruft die Hochschulleitung zu kreativem und gewaltlosem Protest auf.“ In Vorbereitung seien etwa animierte Projektionen auf ein Hochschulgebäude sowie Banner für die Gebäude, die unmittelbar an der Demonstrationsstrecke liegen.

 

Auch das Werk 2 macht mobil. Wie berichtet, ist dessen traditioneller Weihnachtsmarkt wegen der Demos am Sonnabend akut gefährdet. Das Ordnungsamt stellte zwar auf Anfrage klar, dass eine Schließung des Marktes für diesen Tag „von der Stadt Leipzig weder verfügt noch sonst veranlasst worden“ sei. Doch sind die Organisatoren offenbar aus Sicherheitsgründen gebeten worden, den Markt nicht zu öffnen. „Trotz Bitte der Polizei werden wir unseren Weihnachtsmarkt nicht schließen“, schreibt das Team nun in einem Offenen Brief. „Wir werden bunt sein, werden laut sein, werden friedlich dieser Provokation entgegentreten.“ Deshalb sei vor dem Werk 2 eine Kundgebung unter dem Motto „Gegen Rassismus, für Toleranz, Weltoffenheit und Popkultur!“ angemeldet.

 

Quasi zur Einstimmung soll bereits am Vorabend im Stadtteil demonstriert werden. Eine linke Initiative plant am 11. Dezember ab 19 Uhr einen Aufzug ab Alexis-Schumann-Platz – Motto: „Die Rechten zu Boden – Für konsequenten Antifaschismus“

 

Eine abschließende Entscheidung der Stadt zu diesen und anderen angemeldeten Versammlungen steht noch aus.