Bürger brunchen gegen OfD in Großpösna

Erstveröffentlicht: 
14.11.2015

Beim Bürgerbrunch haben rund 300 Großpösnaer diskutiert, wie sich eine Spaltung des Dorfs aufgrund der geplanten Flüchtlingsunterkunft verhindern lässt. Derweil zog Röslers Offensive für Deutschland mit rund 80 Teilnehmern und den üblichen Parolen durch den Ort.

 

Großpösna. Es war die erste Demo in Großpösna seit der Wende: Rund 300 Großpösnaer trafen sich am Samstagmittag im Rittergutshof zu einem „Bürgerbrunch für Toleranz“. Hintergrund war eine für den selben Nachmittag, nur eine Stunde später, angemeldeten Demo der fremdenfeindlichen „Offensive für Deutschland“ von Legida-Mitbegründer Silvio Rösler. Der konnte, zusammen mit einer lokalen Bürgerinitiative gegen eine in Großpösna geplante Flüchtlingsunterkunft und die Thügida“, einen Thüringer Ableger der islamfeindlichen Pegida, laut Versammlungsbehörde rund 80 Mitstreiter um sich versammeln.

 

Zu dem Bürgerbrunch hatten die Ratsfraktionen, die beiden Kirchgemeinden, die Gemeindeverwaltung und einige Vereine eingeladen. Bei Kaffee, Tee und selbstgebackenem Kuchen wurde über die Situation in Großpösna gesprochen, vor allem eine drohende Spaltung des Dorfes angesichts der Flüchtlingsfrage befürchtet, die es abzuwenden gelte, so der Tenor. Sachsens Gleichstellungs-Ministerin Petra Köpping (SPD), lange Jahre Bürgermeisterin des Ortes, schaute kurz vorbei. Auch Landrat Henry Graichen, der am Morgen in Neukieritzsch noch den Landesparteitag der sächsischen CDU eröffnet hatte und dabei auch CSU-Urgestein Horst Seehofer begrüßen konnte, bekundete seine Symphatie mit den Großpösnaern und blieb eine ganze Weile beim Bürgerbrunch.

 

Rösler und Co zogen derweil durch den fast menschenleeren Ort, drohten auf einer Kundgebung mit den bekannten Sprüchen wie „Volksverräter“ für die Merkel-Regierung und Rufen wie „Wir sind das Volk“ an, nach Großpösna wiederkommen zu wollen. Unbekannte hatten aber über Nacht entlang der Stecke an jedem Verkehrsschild schwarze Schleifen gebunden, die dem Demo-Umzug den Charakter eines Trauermarsches verliehen. Zudem klebten Sprüche wie „Wer Hass sät, wird Leid ernten“ oder „Denn Sie wissen nicht was sie tun“ an den Lichtmasten.

 

Die Polizei sicherte die beiden Versammlungen großräumig ab, zu Zusammenstößen kam es nicht. Nach gut zwei Stunden hatte Großpösna seine ersten beiden Demos nach der Wende überstanden.