[B] Gedenkkundgebung & Demo: 77 Jahre nach der Pogromnacht - Kein Vergessen, Kein Vergeben!

9. November

Am 9. November findet eine antifaschistische Gedenkkundgebung und -Demonstration zum 77. Jahrestag der Novemberpogrome in Moabit statt. Sie beginnt um 17:00 Uhr am Mahnmal Levetzowstraße (U Hansaplatz | S Tiergarten). Im Zuge der Demonstration wurde eine Veranstaltungsreihe vom 7.10 bis 17.11.2015 organisiert, die vergangenen Veranstaltungen haben wir unten für euch zusammengefasst.

 

Nach dem 9. November finden noch zwei weitere Veranstaltungen statt:

 

16. November, 19 Uhr – Kulturfabrik Moabit
(Theater, Lehrter Str. 35)
1. Jahr Bärgida – Aufmärsche in Moabit
Referent: Frank Metzger, apabiz

 
17. November, 19 Uhr – Regenbogenfabrik
Moderner Antisemitismus, Querfront und völkische
Bewegung – Vortrag und Diskussion
Referentin: Jutta Ditfurth

Wir laden euch zu der Demonstration sowie den beiden verbleibenden Vorträgen/Diskussionen ein. Kein Vergessen, Kein Vergeben! [Aufruf]


 


Berichte aus den vergangenen Veranstaltungen

Am 7. Oktober 2015 begann die Veranstaltungsreihe rund um den 9. November mit einer Veranstaltung zu „Aktuellem Antisemitismus – Kontinuitäten und Kontroversen“. Die Referentin der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus beschrieb nach einem aktuellen Überblick über aktuelle antisemitische Straftaten, die Geschichte des Antisemitismus in Deutschland und seine verschiedenen Ausprägungen. Dabei und in der anschließenden Debatte der rund 30 anwesenden Personen wurde deutlich, dass die Tabuisierungsschwelle für Antisemitismus gesunken ist. Judenfeindliches Gedankengut findet sich dabei nicht in alltäglichen und nicht angeblich „extremistischen“ Diskursräumen wieder. Antisemitsimus ist deutsche Normalität und muss als solche verstanden und bekämpft werden.
 


Die zweite Veranstaltung der Reihe war eine Filmvorführung im Projektraum H48 am 8. Oktober, die den heute kaum mehr beachteten Aufstand des jüdischen Sonderkommandos am 7. Oktober 1944 in Auschwitz-Birkenau thematisierte. Der amerikanische Spielfilm „Die Grauzone“ (2001) erzählt diese Geschichte vom bewaffneten jüdischen Widerstands nach, in deren Verlauf das Krematorium IV mit acht Verbrennungsöfen und drei Gaskammern vollständig zerstört wurde und seinen Betrieb nicht mehr aufnehmen konnte. In der anschließenden Diskussion wurde sich dann über die filmische Umsetzung und weitere historische Diskurse über den Aufstand ausgetauscht.
 

 Unter dem Titel „Immer diese Widersprüche – Antimuslimischer Rassismus, Antisemitismus und die radikale Linke in Deutschland“ stellte die Gruppe *aze (andere Zustände ermöglichen) am 15. Oktober im Projektraum H48 vor über 50 Personen ihre neue gleichnamige Broschüre vor. Zuerst ging es um eine Definition von Antisemitismus und wie dieser auch in linken und antirassistischen Kontexten wiedergefunden werden kann. Anschließend wurde antimuslimischem Rassismus diskutiert und wie eine Kritik an Antisemitismus zu antimuslimischem Rassismus führen kann. In der abschließenden Debatte wurden einige Schlüsse für eine linksradikale Kritik zusammengefasst.

Am 26.10.2015 führte die Autonome Neuköllner Antifa eine als eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Ideologie und Holocaust: Zur Rolle des Antisemitismus im Nationalsozialismus“ geplante, gut besuchte Veranstaltung durch. Zwei Referent_innen sollten ihre Positionen zur Rolle antisemitischer Ideologie bei der Planung und Durchführung des Holocaust und im Herrschaftsgefüge des Nationalsozialismus im Allgemeinen diskutieren. Durch die krankheitsbedingte Absage von Florian Eisheuer, Doktorand am Zentrum für Antisemitismusforschung, konnte die Veranstaltung jedoch nicht in der geplanten Weise durchgeführt werden. In ihrem Vortrag stellte Susanne Willems, Historikerin und ehemalige Bundessprecherin der VVN-BdA, die Entwicklung der funktionalistischen und intentionalistischen Erklärungsansätze in der Holocaust- und NS-Forschung dar. Sie unterstrich dabei die Rolle von Faktoren abseits des Antisemitimus und verwies auf ökonomische Interessen, die geplante Radikalisierung des Krieg gegen die Sowjetunion, die NS-Hungerpolitik in Osteuropa und die Handlungen lokaler nationalsozialistischer Akteure. In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde starke Kritik an der fehlenden theoretischen Auseinandersetzung der Referentin mit der Geschichte und dem Begriff des Antisemitismus geübt. Darüber hinaus wurde ihre Haltung zur Erforschung des Holocausts im Rahmen einer Geschichte der Genozide kritisiert.