Zwei Fernsehteams des Privatsenders RTL haben in der vergangenen Woche in Ellwangen eine Reportage zur Situation rund um die Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Ellwangen gedreht. Dabei sind die Reporter offenbar auch an zwei bekannte NPD-Funktionäre geraten.
Wie RTL-Pressesprecher Matthias Bolhöfer am Montag auf Nachfrage unserer Zeitung schriftlich bestätigt hat, waren zwei Reporter und zwei Kamerateams des Senders in der vergangenen Woche vor Ort, um in Ellwangen eine „sehr aufwendige“ 48-Stunden-Reportage zu drehen.
Dabei hätten die Reporter mit „sehr vielen Menschen“ gesprochen. Neben besorgten Einwohnern, ehrenamtlichen Helfern, Polizisten, dem Bürgermeister und dem Chef der Erstaufnahmeeinrichtung, Berthold Weiß, hätten die Reporter auch Flüchtlinge interviewt – darunter übrigens auch jenen Mann, der vor einer Woche auf dem Marktplatz von einem Unbekannten mit einem Luftgewehr angeschossen worden war. Ebenso hätten die RTL-Reporter Kontakt mit den anonymen Initiatoren der Facebook-Gruppe „Kein Asylheim in der Reinhardt-Kaserne“ aufgenommen. Dieses Interview hätten die RTL-Reporter zuvor bei den eigentlich medienscheuen Administratoren der Facebook-Gruppe angefragt und daraufhin tatsächlich einen Termin bekommen, erklärt der Pressesprecher des Senders. Die Namen der Gesprächspartner hätte das Fernsehteam allerdings erst während des vereinbarten Interviewtermins in einer Ellwanger Gaststätte erfahren. Wie sich herausstellte, waren die RTL-Reporter an Marina Djonovic, NPD-Landtagskandidatin, und Dominik Stürmer, NPD-Kreisvorsitzender Ostalb, geraten.
Sendetermin steht noch nicht fest
Ein Facebook-Nutzer, der auf der Facebookseite von Dominik Stürmer von dem RTL-Dreh erfahren hatte, meldete sich später bei dem Sender und machte auf den rechtsextremen Hintergrund von Djonovic und Stürmer aufmerksam. Der Mann erhielt von RTL daraufhin nach eigenen Angaben die Auskunft, dass diese Interviewszenen „auf keinen Fall ausgestrahlt werden“ und RTL zudem prüfe, rechtliche Schritte gegen die beiden NPD-Funktionäre einzuleiten. Das wurde von RTL gegenüber unserer Zeitung so am Montag nicht bestätigt. Stattdessen beließ es der RTL-Sprecher bei dem Hinweis, dass RTL „ausführlich“ über die 48-Stunden-Recherchen in Ellwangen berichten wolle. Wann genau und in welchem Rahmen stehe noch nicht fest.