Makler fordert wegen Flüchtlingen zum Wohnungsverkauf auf - "Verkaufen Sie jetzt und zwar sofort!"
Der Berliner Makler Uwe Fenner fordert Wohnungsbesitzer in Wilmersdorf in einem Flugblatt auf, ihre Immobilien zu verkaufen: Die dort neu errichtete Registrierungsstelle für Flüchtlinge senke den Wert ihrer Wohnungen. Nach heftiger Kritik ruderte Fenner inzwischen zurück.
Die Berliner Maklerfirma "Stadt & Raum Immobilien" hat Bewohner in Wilmersdorf aufgefordert, ihre Eigentumswohnungen zu verkaufen, so lange "sie noch etwas wert sind". Der Makler Uwe Fenner begründet diese Aufforderung in seinem Schreiben, das 150 Haushalte erhalten haben, mit der neuen Anlaufstelle für Asylbewerber in der Bundesallee. (Link zu Twitter, Brief als Screenshot) https://twitter.com/pundp
In dem Schreiben zeigt sich die Firma überzeugt, dass die
Immobilienpreise rund um die Einrichtung künftig sinken. "Als neutrale
Beobachter des Marktes - das sind wir Makler sicher - wissen wir
einfach, dass sich die Wohnungspreise in der Nachbarschaft solcher
Großeinrichtungen im Nu halbieren." Es gehe nicht darum, Flüchtlinge zu
diskriminieren, "aber die Nachrichten von Gewalttaten in
Flüchtlingslagern, von Einbrüchen, Diebstählen und einfach der
Nachbarschaft mit vielen, vielen insbesondere jungen Männern, die nichts
zu tun haben", gingen ja jeden Tag durch die Presse.
Fenner empfiehlt Eigentumswohnungsbesitzern, ihre Immobilie jetzt sofort zu verkaufen. Er könne noch Käufer finden, die den vollen Preis zahlen würden.
Berlin verzeichnet Wertsteigerungen
Fenner sagte dem rbb auf Nachfrage, dass er kein Ausländerfeind sei. Er habe sich lediglich auf Erfahrungswerte berufen. Belege liefert er für die Behauptungen in seinem Schreiben allerdings nicht.
Der Immobilienverband Berlin Brandenburg teilte dem rbb mit, dass solche Äußerungen wie die von Fenner unseriös seien. Man beobachte im Gegenteil in Berlin in den vergangenen Jahren eine Wertsteigerung von Häusern gerade in den zentralen Lagen.
Anwohner reagieren empört
Die angeschriebenen Wohnungsbesitzer reagierten einer rbb-Reporterin zufolge entsetzt auf Fenners Schreiben. Christine von A., die dort seit fast 20 Jahren wohnt, sagte dem rbb, dass sie von der Registrierungsstelle in der Bundesallee gar nichts mitbekomme. Sie habe auch keine Angst, dass ihre Wohnung an Wert verlieren könne. Deshalb habe sie dem Makler eine Mail geschrieben. Darin heißt es: "Sie empfehlen den Bewohnern der Jenaer Straße allen Ernstes, schleunigst ihre Wohnung zu verkaufen, weil in der Bundesallee 171 eine Anlaufstelle für Flüchtlinge eingerichtet und dadurch der Wert der Wohnungen beträchtlich sinken wird. Das ist ein Skandal. Wie können Sie nur so schamlos aus dem Elend der Flüchtlinge ein Geschäft machen? So etwas nennt man noch immer verächtlich ,Kriegsgewinnler'." Zum Glück würden im Jenaer Kiez aufgeklärte Demokraten leben, die auf diesen gefährlichen Unsinn nicht reagieren, fügte sie hinzu.
Uwe Fenner antwortete ihr persönlich: "Ich sehe ein, 'Kriegsgewinnler' haben keinen guten Beigeschmack. Muss man sie, wenn sie ihren potenziellen Klienten einen guten Rat geben - mehr ist es ja im Moment wirklich nicht - verurteilen? Muss man dann auch allen Stahlbetten-, Duschcontainer- und Zelteherstellern einen Vorwurf wegen Kriegsgewinnlerei machen?", so Fenner wörtlich. Dennoch bedauere er, ihre Gefühle verletzt zu haben.
Auch im Gespräch mit dem rbb hat Fennet inzwischen sein Schreiben relativiert: Die Aufregung tue ihm schrecklich leid. Er spricht auch von Anfeindungen, die er erhalten habe.
Nach einem Bericht des "Tagesspiegel" hat sich Fenner auch schriftlich entschuldigt. (Link zum Tagesspiegel). Der Brief habe Missverständnisse ausgelöst. "Ich bitte höflich und herzlich um Entschuldigung, wenn ich in diesem Schreiben die Gefühle für Anstand und Unterstützung und Erbarmen für die Flüchtlinge verletzt habe. Das tut mir leid", zitiert das Blatt aus seiner Entschuldigung.
Fenner ist Alfa-Vize
Von seiner inhaltlichen Position rückt Fenner jedoch in seinem Entschuldigungsschreiben nicht ab. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die politische Position Fenners - er ist stellvertretender Landesvorsitzender der neuen Partei Alfa von AfD-Gründer Bernd Lucke - mit der sich dieser vom Rechtspopulismus distanzieren wollte.
Mit Informationen von Anna Corves