Die Rechtsaußen-Partei III. Weg wirbt für Volkstänze und angeblich vorchristlich-germanische Bräuche. Dabei geht es um mehr als nur um Folklore: Die von einem Wahl-Pfälzer geführte Truppe ist verbandelt mit einer heidnisch-esoterischen Glaubensgemeinschaft, die Rassenlehre predigt und dem Christentum den Kampf angesagt hat
WEIDENTHAL. Richtig spannend soll es für Kinder werden, wenn ihnen der Vorleser die alte Sage erzählt: Große Gesten soll er machen. Und zwischendrin mit der Stimme ganz laut werden. Immerhin geht es um den Donnergott, der nach seiner Winterpause nun wieder rumpelt. „Hammers Heimholung“ heißt so eine Frühlingsparty, schreibt die rechtsextreme Partei III. Weg auf ihrer Internetseite. Dort gibt sie nicht nur Tipps fürs fröhliche Feiern, sondern nennt auch einen Termin: Das Fest fällt alljährlich auf jenen Tag, an dem die Kirche Christi Himmelfahrt begeht.
Sonst wettert die von dem Weidenthaler (Kreis Bad Dürkheim) Klaus Armstroff geführte Truppe vor allem gegen Einwanderer. Und gegen etablierte Politiker. Doch noch etwas plagt die Partei, in der sich enttäuschte NPD-Mitglieder und Neonazis aus der Kameradschaftsszene zusammengeschlossen haben: „Leider sind es nach wie vor die christlichen Werte, die unser Tagesgeschehen und den Jahreslauf mit seinen Festen im Allgemeinen bestimmen“, steht auf ihrer Internet-Seite.
Also tauchen dort immer wieder Texte über angeblich heidnisch-germanische Feste auf, die das Christentum verdrängt habe: den „Kornmuttertag“ an Mariä Himmelfahrt oder das „Ostara-Fest“ an Ostern. Ganz neu ist das nicht: Die NPD zum Beispiel hat in den Weiten des Pfälzerwalds schon häufiger die Sommersonnenwende begangen. Mit mutmaßlich ernst gemeinter „Feuerrede“, aber auch mit Gaudi-Elementen wie Teebeutelweitwurf und Sackhüpfen. Der III. Weg hingegen scheint die Heidentümelei ernster zu nehmen.
Gerade hat er in Thüringen seinen zweiten Parteitag abgehalten, bei dem Armstroff mit einer „sehr großen Mehrheit“ wiedergewählt worden sein soll. Gleichzeitig fand ein „Tag der Gemeinschaft“ statt – mit Cello-Musik. Und einem Handwerkermarkt „national gesinnter Deutscher“. Und mit einem Vortrag. Gesprochen hat Pierre Krebs, ein Politikwissenschaftler mit Doktor-Titel. Der Franzose bemüht sich schon seit den 1960er-Jahren, rechtsextreme Parolen intellektuell zu überhöhen. Außerdem pflegt er die heidnisch-religiösen Ideen der „Artgemeinschaft“.
Diese verschwiegene Esoteriker-Truppe sieht sich als Glaubensgemeinschaft, eine wichtige Quelle ihrer Lehre sind die „Zeugnisse unserer vorchristlichen germanischen Vergangenheit“. Dabei bleibt es den Anhängern selbst überlassen, ob sie tatsächlich an germanische Götter glauben oder die Mythen eher symbolisch deuten. So verbindlich wie ein Dogma allerdings ist für sie das „Artbekenntnis“ zur „fälischen“ und „nordischen Rasse“ – und zum „nie endenden Lebenskampf“.
Weite Teile ihres Internet-Auftritts füllt die „Artgemeinschaft“ zudem mit antichristlichen Tiraden. Beim Patentamt hat sie sich auch eine dazu passende Bildmarke schützen lassen. Sie zeigt einen grimmigen Adler, dessen scharfe Klauen sich in einen Fisch bohren – eine klare Kampfansage ans Christentum. Dessen Anhänger haben in den ersten Jahrhunderten einen Fisch als Erkennungszeichen verwendet, weil im Griechischen die Anfangsbuchstaben der Begriffe „Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser“ das Wort „Fisch“ ergeben.
Szenekenner sagen: Der in der DDR aufgewachsene III.-Weg-Chef Armstroff hält schon lange Kontakt zu diesen Anti-Christen, deren Anhänger als „Gefährtschaft Kurpfalz“ im Rhein-Neckar-Raum eine eigene Untergruppe bilden. Mehrfach trafen sie sich in den vergangenen Jahren in Worms zu „Volkstanz-Tagen“ – ein paar Dutzend Leute, darunter auch Kinder, in trachtenartige Kleidung gehüllt. Reserviert war ihr Saal auf den Namen eines Wormsers, der früher bei der NPD angestellt war.
Völkischer Ringelreigen liegt auch Armstroff am Herzen. Entsprechende Darbietungen standen beim Bundesparteitag des III. Wegs in Thüringen ebenfalls auf dem Programm. Samt einem Bastelprogramm für Kinder, um die sich die Partei ja auch bei ihren Festtagstipps zu „Hammers Heimholung“ so bemüht. Sie empfiehlt: Nach dem Vorlesen der Donnergott-Sage kann „mit dem Hammerwerfen auf Eisriesen zum gemütlichen Teil übergangen werden“.