Unbekannte haben in der Leipziger Innenstadt ein Graffito mit den Worten „OB Jung wir kriegen Dich“ hinterlassen. Daneben ist ein Galgen gezeichnet worden. Nun ermittelt der Staatsschutz, Jung hat Strafanzeige gestellt.
Leipzig. Nach der Drohung gegen Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) ermittelt jetzt der Staatsschutz. Wie Polizeisprecher Uwe Voigt sagte, gehe es zunächst um den Tatbestand der Sachbeschädigung. Dies könne sich jedoch schnell ändern, schließlich liege auch ein politisch motivierter Hintergrund nahe. Auf Baucontainern vor dem ehemaligen Interpelz-Gebäude in der Leipziger Innenstadt hatten Unbekannte einen Galgen gesprüht. Rings herum standen die Worte „OB Jung wir kriegen Dich“. Zudem wurde in schwarzen Lettern „No Asyl“ am Gebäude hinterlassen.
Der Bedrohte wehrt sich auch mit rechtlichen Mitteln gegen den Angriff. „Ich lasse mich durch niemanden einschüchtern und habe ein weiteres mal Strafanzeige erstattet“, schrieb Burkhard Jung am Montagnachmittag auf Facebook. Indirekt macht der Oberbürgermeister auch Pegida und Legida mitverantwortlich: „Das ist das Ergebnis des Hasses, der seit einem Jahr von den so genannten Rettern des Abendlandes gesät wird.“ Im Kern seien die Drohungen nicht nur ein Angriff gegen ihn, sondern auf alle und die Freiheit.
Unklar ist noch, wann die Graffiti am Brühl entstanden sind. Die Polizei grenzt den Tatzeitraum derzeit zwischen Freitag, 16 Uhr, und Montag, 7 Uhr, ein. Den Sachschaden beziffern die Beamten auf etwa 500 Euro. Am Montagnachmittag war der Container mit einer Werbeplane abgehängt, der Schriftzug nicht mehr zu sehen.
Verbale Angriffe gegen Jung bei Aufmärschen in Leipzig
Jung hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach für eine Integration von Flüchtlingen ausgesprochen. „Die Aufnahme der Asylsuchenden ist eine Herkulesaufgabe, für die sehr viel Geld notwendig sein wird. In erster Linie ist Integration aber eine Angelegenheit der Menschen“, so Leipzigs OBM in einem offenen Brief. Seit Monaten steht er bei Asyl-Gegnern deshalb in der Kritik. Während der zahlreichen rechtspopulistischen Aufmärsche in Leipzig ist Jung auch regelmäßig Hauptziel der verbalen Angriffe der Redner. Dort gehört das Skandieren von „Jung muss weg“ inzwischen zum Standardprogramm.
Am Freitag wurde in Köln die parteilose Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker bei einer Wahlkampfveranstaltung von einem Mann niedergestochen. Der Angreifer nannte für seine Tat fremdenfeindliche Motive, weil Reker als bisherige Kölner Sozialdezernentin für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig war. Am Sonntag nach der Tat gewann Reker die Oberbürgermeisterwahl in der Domstadt mit absoluter Mehrheit. Sie schwebt inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr.
Beim vergangenen Pegida-Aufmarsch in Dresden war ein Galgen gezeigt worden, an dem die Namen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) zu lesen waren. Die Staatsanwaltschaft in Dresden ermittelt gegen den Träger des Galgens wegen Androhung und Aufforderung von Straftaten sowie wegen Volksverhetzung.
Das ehemalige Interpelz-Hochhaus in der Leipziger Innenstadt wird derzeit von der Kommune zur Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge umgebaut. Hier sollen Ende Oktober etwa 500 Asylbewerber einziehen können, die aus den Erstaufnahmeeinrichtungen des Freistaates kommen.