Dass es in der Türkei viele Anarchisten und anarchistische Gruppen gibt, ist hier nicht sehr bekannt. Neben den vorwiegend durch kommunistische Gruppen geprägten Auseinandersetzungen um die bekannten Stadtviertel in Istanbul und dem Kampf der PKK in Kurdistan sind anarchistische Akteure für uns relativ unscheinbar. Es gibt aber durchaus organisierte Anarchist_innen.
Die İstanbul Anarşi İnisiyatifi (https://www.facebook.com/IstanbulAnarsiInisiyatifi) beispielsweise engagiert sich im antifaschistischen Kampf in den Universitäten. Zu Anlässen wie dem 1. Mai kämpft sie auf der Straße um die Herzen der Menschen.
Die Internetseite http://sosyalsavas.org/ (sosyal savas = sozialer Krieg) ist ein Projekt um die informelle Organisierung der Anarchie auf den türkischsprachigen Raum auszuweiten.
Über diese Seite erreichte uns die Information, dass bei dem blutigen Massaker im Juli in Suruç unter den 32 Opfern auch die fünf Anarchisten Alper, Evrim, Medali, Serhat und Vatan waren. Sie befanden sich dort, um am Wiederaufbau Kobanes mitzuarbeiten. Die Anarşi İnisiyatifi rief zu Solidaritätsaktionen vor den internationalen türkischen Vertretungen auf, da der türkische Staat die wichtigste Unterstützung des Islamischen Staates bei den Angriffen auf Rojava und die Idee der Freiheit ist.
Uns erreichte der Aufruf für den Aktionstag am 26. Juli nicht rechtzeitig. Daher haben wir als Zeichen der Solidarität mit den Kämpfenden und als Erinnerung an die Gefallenen Graffitis gemalt. Am Dorfplatz in Berlin Friedrichshain existiert so seit einigen Wochen das Gedenken an die fünf Anarchisten. Sie erinnern uns an unseren Entschluss, den Gefahren, die ein revolutionäres Leben mit sich bringt zu trotzen. Gerade jetzt, wo die gesellschaftliche Stimmung auch hier bald zu ersten Toten führen wird, fühlen wir das Band, das uns verbindet. Mut uns allen im Kampf gegen den Faschismus, gegen den IS, gegen den rassistischen Mob, gegen den Mörderstaat!
Nach dem Massaker von Ankara und den unzähligen anderen Bombenangriffen des türkischen und des islamischen Staates mit tausenden von Toten ist weitere internationale Solidarität dringend geboten! Die Knäste füllen sich mit Kämpfer_innen und die Folter und der politische Mord werden wieder zum Alltag in Kurdistan. Jeden Tag werden Tote zu Grabe getragen.
https://www.youtube.com/watch?v=X_dAres7TWk