Asyl-Dialog hinter verschlossenen Toren

Erstveröffentlicht: 
17.10.2015

Fürsprecher und Gegner reden vor der Halle an der Thäterstraße miteinander. In Klotzsche bleibt es bei einer Demo friedlich. Noch immer wird die alte Turnhalle an der Thäterstraße von Bürgern der Bewegung „Wir sind Übigau“ blockiert. Tag und Nacht verharren überwiegend Anwohner vor dem Eingang, um zu verhindern, dass etwa 60 männliche Asylbewerber untergebracht werden. „Hier wohnen viele alte Leute. Nebenan befindet sich ein Kindergarten. Wir haben Angst um unsere Sicherheit“, sagt einer von ihnen.

 

Die Stadt hatte ihre Pläne vorerst aufgegeben, die vor über zwei Wochen leer geräumte Sporthalle mit Flüchtlingen zu besetzen. Zuletzt gab es seitens der Verwaltung Zugeständnisse an die Bürgerinitiative, die sich gegen eine Unterbringung in der undichten und teilweise von Schimmel befallenen Halle ausspricht. So soll unter anderem geprüft werden, ob die Beleuchtung entlang der angrenzenden Carrierastraße wieder länger eingeschaltet wird. Dass die Stadt den Standort weiter als Notunterkunft vorsieht, wurde am Donnerstag klar. Ein Hausmeisterdienst hatte im Auftrag der Stadtverwaltung mehrere Bäume gefällt und einen Sperrzaun an der Carrierastraße errichtet. So soll ein neuer Zugang zur Turnhalle geschaffen werden. Die Blockade der Bürger würde damit umgangen. „Mit dieser Aktion, von der hier kein Anwohner unterrichtet wurde, verspielt die Stadt weiteres Vertrauen“, sagt der Übigauer Christian Ebert.

Allerdings gab es am Freitagmorgen vor dem alten Eingang erstmals eine Gesprächsrunde zwischen Vertretern der Bürgerinitiative, dem Pieschener Ortsamtsleiter Christian Wintrich, Anja Osiander vom Verein Pro Pieschen sowie dem neu gegründeten Bündnis „Übigau sagt Willkommen“. Eigentlich sollte dabei auch eine Begehung der Sporthalle erfolgen. Doch eine kurzfristige Einigung mit dem Ordnungsamt ist nicht zustande gekommen. „Trotzdem haben alle Beteiligten sachlich miteinander geredet. Kommunikation ist hier die dringlichste Aufgabe“, sagte Christian Wintrich. Er machte nichtsdestotrotz unmissverständlich klar, dass die Blockade gegen geltendes Recht verstoße und aus seiner Sicht nicht zu rechtfertigen sei. „Trotzdem haben sich alle Beteiligten angenähert“, sagt Anja Osiander. Viele Sorgen der Bürgerinitiative seien zwar nach wie vor drastisch und oft vage. Dennoch sei es unglücklich, eine von 20 Sportvereinen genutzte Halle als Unterkunft zu nutzen.

„Ich habe angeboten, bei der Suche nach Ausweichstandorten mitzuhelfen“, so Osiander. Die Bereitschaft zur offenen Diskussion sei gut, sagt ein Organisator der Bürgerinitiative. „Zwar werden wir auch nach diesem Gespräch nicht mit der Blockade aufhören.“ Aber die Basis für weitere Treffen sei gelegt.

So wird es schon am Sonnabendnachmittag eine zweite Gesprächsrunde im Objekt des Deutschen Roten Kreuzes an der Werftstraße geben. Noch sind dabei zwar keine Vertreter der Stadtverwaltung dabei. „Aber es ist dennoch ein Schritt in die richtige Richtung. Wir erhoffen uns vor allem, dass wir endlich genaue Mitteilungen bekommen, wann und für wie lange Flüchtlinge in der Halle untergebracht werden“, sagt Tino Jasef von „Wir sind Übigau“. Die Gesprächsrunden sollen in Zukunft regelmäßig stattfinden. „Solange wir sachlich und ruhig Argumente austauschen, kann dabei sicher etwas Gutes rauskommen“, sagt Anja Osiander.

Nicht ganz so ruhig ging es dagegen bei einer Demonstration der Dresdner AfD (Alternative für Deutschland) am Donnerstagabend vor dem Klotzscher Rathaus zu. Hier waren nach Polizeiangaben über 300 Bürger dem Aufruf der Partei gefolgt, um gegen die Flüchtlingspolitik in Deutschland zu protestieren.

AfD-Kreisvorstand Jürgen Schulz und der Landtagsabgeordnete André Wendt (AfD) sprachen zu Beginn der Veranstaltung von über 1 000 Teilnehmern. Während der Versammlung skandierten einige Bürger immer wieder „Merkel muss weg“, um ihren Unmut über die steigenden Asylbewerberzahlen in Deutschland zu äußern. André Wendt sprach im Hinblick auf neue Notunterkünfte in Dresden von berechtigten Befürchtungen der Bürger, die Angst um ihre Familien hätten. Seine Partei sieht er dabei weder als asyl- noch fremdenfeindlich an, so Wendt.

Nach etwa 45 Minuten setzten sich die Demonstranten in Richtung Königsbrücker Straße und Boltenhagener Platz in Bewegung, um dann zum Rathaus Klotzsche zurückzukehren. Dabei wurde der Straßenbahnverkehr kurzzeitig behindert. Bis auf einen Zwischenfall, bei dem Journalisten bedroht und beschimpft wurden, lief die Demonstration friedlich ab und endete gegen 21.30 Uhr.