30 000 Teilnehmer aus verfeindeten Lagern erwartet / Polizei will deeskalieren
VON JüRGEN KOCHINKE
Dresden. Sachsens Landeshauptstadt
steht ein heißer Montag bevor. Pünktlich zum ersten Jahrestag von Pegida
am 19. Oktober ruft ein breites Bündnis zum öffentlichen Protest gegen
das fremden- und islamfeindliche Bündnis auf, die Mobilisierung auf
beiden Seiten läuft bundesweit. Damit droht Dresden ein ähnliches
Szenario wie sonst nur rund um den 13. Februar - erhebliches
Gewaltpotenzial inklusive. Sicherheitskreise gehen davon aus, dass das
Anti-Pegida-Bündnis (Motto:"Herz statt Hetze") rund 10 000 Leute auf die
Straße bringen könnte, davon bis zu 3000 aus Leipzig. Rund um
Pegida-Gründer Lutz Bachmann könnten sich über 20 000 versammeln.
Grund für diese hohen Werte auf Pegida-Seite ist die Tatsache, dass die
Polizei intern davon ausgeht, dass Bachmann bereits am vergangenen
Montag wesentlich mehr Anhänger hat mobilisieren können als jene von der
Studentengruppe "Durchgezählt" genannten 9000 - nämlich mindestens 15
000. Begründung: Bei Aufzügen dieser Größenordnung funktioniert die von
den Studenten praktizierte Methode nicht mehr adäquat.
Die Folgen
für Dresden liegen auf der Hand. Mitten in die ohnehin aufgeheizte
Stimmung treffen voraussichtlich 30 000 Demonstranten aus zwei
verfeindeten Lagern am Theaterplatz aufeinander, wo sich Pegida
versammelt. Die Gegendemonstranten wiederum ziehen auf vier Routen per
Sternmarsch genau dorthin. Unterstützt werden sie von SPD, Linken und
Grünen, hinzu kommt eine kleine Gruppe von "Die Partei". Die Polizei
wird einen kompletten Ring um Pegida bilden, um beide Seiten zu trennen.
Allerdings ist offen, ob das angesichts der Brisanz der Lage auch
gelingt. Hinzu kommt, dass Polizeichef Dieter Kroll zur Sicherung
mindestens 1000 Beamte benötigt, aber derzeit unklar ist, ob er sie
bekommt.
Entscheidender Grund für eine mögliche Eskalation am
Theaterplatz ist die große Anzahl sogenannter "erlebnisorientierter"
Gruppen, die sich unter die Demonstranten mischen. Auf Seiten der
gewaltbereiten Antifa dürften es seriösen Schätzungen zufolge rund 1500
sein, ein erheblicher Teil aus Leipzig. In den Reihen von Pegida
wiederum dürften sich viele Hunderte Neonazis und Hools befinden - nicht
zuletzt aus dem Umfeld von Dynamo Dresden.
Die heiße Phase am Rande
der Kundgebung dürfte am Montag gegen 19.30 Uhr beginnen. Denn dann
werden die Versammlungen der Gegendemonstranten voraussichtlich
offiziell beendet. Folge: Von dem Zeitpunkt an ist jeder für sich allein
verantwortlich, kein Versammlungsleiter kann bei Ausschreitungen mehr
in die Pflicht genommen werden.