Vor etwas über einer Woche wurden bei einer Hausdursuchung in Triberg Waffen, Schwarzpulver, Munition sowie mehrere Hakenkreuze gefunden. Nur einige Tage später, am Mittwoch, den 14. Oktober, kam es zu einem Brandanschlag in einer Flüchtlingsunterkunft in Villingen. Der Täterkreis des Anschlags ist zwar noch unbekannt, doch vor Ort gibt es viele die eine rassistische und fremdenfeindliche Motivation für durchaus möglich und wahrscheinlich halten.
„Natürlich muss bei der Ermittlungsarbeit auch ein rassistisches Tatmotiv in Betracht gezogen werden,“ so Robert Hertkamp vom OAT. „In diesem Jahr hat sich die Anzahl von Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte und Asylsuchende in Deutschland verzehnfacht! Die Verantwortung für solche Angriffe liegt auf jeden Fall auch bei der PEGIDA Bewegung und ihrem lokalen Ableger SBH Gida. Es wäre naiv nicht davon aus zu gehen, dass auf kurz oder lang auch in Villingen-Schwenningen Nazis oder Rassisten versuchen ebensolche Anschläge zu begehen.“
Örtlichen Strukturen von Faschisten gibt es in der Region leider zur genüge. Ob NPD, DLVH, „Freie Kräfte“, oder das kürzlich gegründete, doch formal wohl wieder aufgelöste „Freikorps Villingen Bodensee“. Auch gab es in jüngerer Zeit bereits zwei spontane Demonstrationen von Rechtsradikalen vor den betroffenen Flüchtlingsunterkünften in der Kirnacherstraße in Villingen.
„Die Frage die wir uns im OAT stellen ist, ob es schon jetzt genügend Hetze von Pegida, genügend anbiedernde Kommentare von Politikern gab um Faschisten und Rassisten in unserer Region indirekt zu solchen Taten anzuspornen. Wir können die Folgen der Stimmung seit dem aufkommen von SBH-Gida, AfD und co. zwar nicht abschätzen, doch wir wissen in welchem Klima die drei bekannten Täter*innen des NSU-Netzwerks radikalisiert worden sind und was darauf folgte,“ womit Hertkamp auf die rassistische Stimmung im Jahr 1992, die zu den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen führten, und die darauf folgende Mordserie des NSU anspielt.
„Es klingt zwar hart. Doch wir müssen uns klar machen, dass, solange wir in unserer Gesellschaft Platz für rassistische Hetze bieten, wir uns nicht darüber wundern dürfen wenn es einige Ernst nehmen und im Anschluss Flüchtlingsunterkünfte brennen und Menschen ermorden werden.“
In Anbetracht der Geschehnisse der jüngsten Zeit blickt das OAT besonders auf den 18. Oktober. An dem Tag will „SBH-Gida“ zum zehnten mal in Villingen aufmarschieren. „Wenn Rassisten und Faschisten kurze Zeit nach dem Fund von Waffen, Schwarzpulver und einem, zum Glück, missglückten Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in der selben Region öffentlich auftreten, dann hat das eine neue Qualität.“
Das Offene Antifaschistische Treffen ruft für den 18. Oktober, um 14 Uhr zu einer Kundgebung mit Musik und einigen Redebeiträgen auf dem Latschariplatz in Villingen auf. Im Anschluss an die Kundgebung soll es wieder direkten, lautstarken Protest auf dem Münsterplatz geben um SBH-Gida die Verbreitung ihre Hetzte zu erschweren.