Prügel-Polizist von Chemnitz verurteilt

Erstveröffentlicht: 
07.10.2015

Chemnitz - Zweiter Schuldspruch innerhalb von nichtmal drei Monaten: Polizeimeister Tim R. (29) wurde wegen Körperverletzung im Amt vom Amtsgericht Chemnitz zu 3900 Euro Geldstrafe (60 Tagessätze) verurteilt. Ein Video vom Vorfall hatte für große Empörung gesorgt.

 

Als „Pegida Chemnitz-Erzgebirge“ am 23. Februar 2015 durch Chemnitz zog, protestierten an der Brückenstraße etwa 150 Menschen gegen den Aufzug. Mittendrin: Tim R. und seine Kollegen von der Bereitschaftspolizei. Als sie Jonathan T. (16) wegen Vermummung festnehmen wollen, kommt es zu Gerangel und Tritten.

 

Wenig später haben Tim R. und sein Kollege Danny F. (26) den Schüler im sogenannten „Kreuzfesselgriff“. Dann die Tat: Als der 16-Jährige aus dem Griff zu rutschen droht, schlägt ihm der Polizeimeister mit der Faust in den Magen. Er trifft den Rippenbogen, Jonathan F. sackt zusammen und wird zum Polizeiwagen gebracht.

 

Vor Gericht rechtfertigte sich der Beamte: „Dieser Schlag ist eine sogenannte Schocktechnik, die in der Ausbildung gelernt wird. Es ist ein Überraschungsmoment, um den Widerstand des Festgenommenen zu brechen.“ Doch selbst sein Kollege Danny F. gab zu: „Im Nachhinein betrachtet, hätte es bestimmt auch andere Mittel gegeben.“

 

Das Gericht stufte den Vorfall als „minderschwer“ ein, weil keine größeren Verletzungen bekannt wurden. Erst Ende Juli war Tim R. zu insgesamt 8450 Geldstrafe (130 Tagessätze) verurteilt worden, weil er bei einer Personalienkontrolle den Chemnitzer Steve P. (34) verprügelt haben soll. Gegen dieses Urteil hat der Polizeimeister Berufung eingelegt.