Einsiedel und Seine Hintergründe - Demo 7.10 Einsiedel

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Hintergründe zu den Vorgängen in Einsiedel. Mobi für Chemnitz Nazifrei Demo am 07.10 17 Uhr Einsiedel

Chemnitz hat ein Naziproblem und das nicht erst seit Gestern. Am Montag, den 05.10.15, haben nach einer Demonstration von 1000 Rassist_innen durch den Chemnitzer Stadtteil Einsiedel, diese den Zugang zu einer zukünftigen Refugee-Unterkunft blockiert. Das Objekt, ein altes Pionierlager, liegt an einem Waldstück, ist unübersichtlich und genügt nicht den Brandschutzvorschriften. Im Winter ist die Zufahrt für Polizei und Feuerwehr im Ernstfall vermutlich erschwert. Bei einer Stimmung im Stadtteil, bei der offen zu Gewalt gegen Geflüchtete und die Unterkunft aufgerufen wird, ist das mehr als besorgniserrregend.


Dennoch überrascht uns die Situation in Einsiedel nicht. In Chemnitz gibt es seit 20 Jahren fest verankerte Nazistrukturen. Hier kam der NSU unter und fand “fleißige“ Unterstützer_innen. Diese Strukturen existieren noch immer. Jahrelang gab es am 5. März einen Naziaufmarsch um der Bombardierung zu “gedenken“, bis die organisierende Struktur, die Nationalen Sozialisten Chemnitz (NSC), verboten wurden. Allerdings gibt es genügend Ausweichmöglichkeiten. So können sie sich seit 4 Jahren an den fast monatlich stattfindenden, rassistischen Demonstrationen gegen die Erstaufnahmeeinrichtung im Stadtteil Hilbersdorf beteiligen. Hinzu kommen diverse Demonstrationen, die auf Ereignisse aus der Gerüchteküche reagieren, dabei handelt es sich meist um die ersponnene Beteiligung von Refugees an Straftaten. Aktuell können sie jeden Montag mit Cegida (Pegida Chemnitz Erzgebirge) durch die Innenstadt laufen. Das Naziproblem in Chemnitz fällt jedem aufmerksamen Menschen, der durch die Innenstadt läuft, auf. Nazi-klamotten überall.


Gegen diese Zustände regt sich Widerstand. Es werden immer wieder Gegenkundgebungen angemeldet und es gab viele Blockadeversuche. Diese scheiterten an der Chemnitzer Polizei, die den Weg freischob und -prügelte. Das größte Problem, was die Chemnitzer Szene wohl hat, ist der massive Wegzug von Genoss_innen, vor allem nach Leipzig. Die individuellen Entscheidungen sind durchaus verständlich, aber es ergibt sich ein strukturelles Problem. Die wenigen Aktivist_innen, die für eine 200.000 Einwohner_innenstadt, noch hier wohnen, tun ihr möglichstes.


Wir geben nicht auf, aber bis zu drei Nazidemos die Woche laugen aus. Jetzt kommt die Situation in Einsiedel dazu, die uns stark an Heidenau und Freital erinnert. Die Rassist_innen sind hier mindestens genauso entschlossen keine Geflüchteten in die Unterkunft einziehen zu lassen. Sie haben eine dauerhafte Mahnwache angemeldet und die einzige Zufahrtsstraße zeitweilig mit LKWs blockiert. Im Wald wurden aus Baumstämmen Barrikaden gebaut, nachdem sich das Gerücht verbreitet hatte, die Refugees würden angeblich mit Bundeswehr-LKWs über die Waldwege gebracht.


Als am Montag die Situation in Einsiedel bekannt wurde, waren die Leute schnell dabei im Internet dazu aufzurufen, nach Einsiedel zu fahren. Was sie leider verkannt haben, ist das Potential der lokalen Naziszene. Wir sind durchaus bereit uns dieser mit den notwendigen Mitteln in den Weg zu stellen. Allerdings schicken wir unsere Genoss_innen vor Ort nicht nach Einsiedel, damit diese mit ihrer eigenen Gesundheit und aufgrund von nicht verifizierbaren Gerüchten über die Ankunft von Refugees, eine bisher unbewohnte Unterkunft schützen. Das bedeutet nicht, dass diese nicht schützenswert ist. Aber wir befinden uns in einer Situation in der wir die Abwägung zwischen Sachwerten und Menschenleben vornehmen müssen. Jede_r Genoss_in, der_die ausfällt, wird hier schmerzlich bemerkt.


Wir sind da, wenn es darum geht sich mit dem Refugees gegen die Nazis zu wehren, wir sind aber auch ganz klar auf überregionale solidarische Unterstützung angewiesen. Solidarisch bedeutet dabei für uns, koordiniert euch mit lokalen Strukturen, hört unserer Einschätzung zu, wenn es um die Situation vor Ort geht. Wie in Heidenau und Freital ist es auch hier so, dass die überregionalen Antifaschist_innen nicht immer hier sind, deshalb ist die Koordination mit den lokalen Genoss_innen unabdingbar, um langfristig Strukturen zu sichern, lokale Antifas nicht zu verheizen und ihre Sicherheit nicht weiter zu gefährden, als sie es schon ist. Wir werden euch um Hilfe bitten, wenn es ernst wird. Haltet also die Augen auf allen Kanälen offen.


Eine erste Möglichkeit dem Nazimob entgegenzutreten gibt es am Mittwoch dem 07.10. Ab 17 Uhr ist eine Demonstration von Chemnitz Nazifrei vor dem Gymnasium in Einsiedel angemeldet, sie wird durch Einsiedel laufen. Ab 19 Uhr findet ein „Schweigemarsch“ der Rassist_innen statt, für den schon viel mobilisiert wird. Es ist realistisch wieder tausend Teilnehmer_innen zu erwarten. Wir empfehlen unbedingt eine gemeinsame Anreise. Es gibt einen Treffpunkt 17 Uhr am Hauptbahnhof in Chemnitz. Seid ein bisschen früher da, der Zug fährt schon 17:10 Uhr. Für Auswärtige, die mit dem Auto kommen (insbesondere ohne Chemnitzer Kennzeichen), kann es sinnvoll sein, auch ab Chemnitz Hauptbahnhof Zug zu fahren.

Sich dem Einsiedler Mob entgegenstellen!

 

Aktuelle Infos: #Einsiedel

 

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