Akubiz-Chef Steffen Richter über das Hohnsteiner Veranstaltungsverbot für den Verein, Vorwürfe und fehlenden Dialog.
Herr Richter, der Hohnsteiner Stadtrat hat Ihrem Pirnaer Verein untersagt, in den nächsten drei Jahren gemeindeeigene Sportanlagen für eigene Veranstaltungen zu nutzen. Ist Ihnen ein solcher Fall schon einmal untergekommen?
Nein, wir waren von so einer Entscheidung noch nicht betroffen. Wir hatten bisher mit der Stadt Hohnstein gut zusammengearbeitet, dies ist auch mit anderen Städten so. Die SZ hatte ja gerade über die Gedenkwoche zum ehemaligen Konzentrationslager in Pirna berichtet, die wir mit der Stadt Pirna organisierten. Diejenigen, die sich mit unserer Arbeit auseinandersetzen, beurteilen sie meist positiv. Dennoch müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es durch die Flüchtlingssituation gerade eine Stimmung in Deutschland gibt, die auch solche Entscheidungen befördert.
Dabei hatte Hohnstein den Verein mit wehenden Fahnen empfangen. Bürgermeister Daniel Brade hat sogar das Grußwort zum Turnier gesprochen.
Ja, das stimmt. Wir hatten im Vorfeld ein gutes Gefühl, auf engagierte Menschen vor Ort zu treffen. Der Platz ist wirklich schön, und die Gastgeber waren freundlich. Die teilnehmen Teams waren begeistert von der gut vorbereiteten Anlage und Begrüßung durch den Bürgermeister, der ja auch eine ganze Zeit vor Ort war. Auch einige Menschen aus dem Dorf waren da, die sich über die Veranstaltung gefreut haben.
Das antirassistische Fußballturnier wurde bereits im Vorfeld von einer fremdenfeindlichen Aktion überschattet. Dann trug eine Mannschaft Trikots mit der Aufschrift „Love sport – hate Germany“ (Liebe Sport – hasse Deutschland). Wie sehen Sie das?
Natürlich ist es nie schön, wenn Dinge sichtbar werden, die man lieber verschweigen würde. Die rassistischen Anfeindungen vor und während des Turniers haben die Gemeinde Ulbersdorf in den Fokus gerückt. Wir hatten aber darauf hingewiesen, dass wir uns grundsätzlich trotzdem willkommen gefühlt haben. Doch anstatt eine klare Position zu beziehen, haben sich einige politisch Verantwortliche nun darauf beschränkt, das Trikot des Dresdener Teams zum alleinigen Problem des Fußball-Cups zu erklären.
Sie hatten mit einer anderen Entscheidung gerechnet?
Wir hatten es zumindest gehofft. Letzten Endes war uns aber schon eine Weile klar, dass wir auf die Entscheidung keinen Einfluss gehabt hätten, selbst wenn wir mit einem Strauß Blumen um Verzeihung gebeten hätten. Es ging nicht wirklich um das Trikot, sonst hätten die Verantwortlichen ja auch die Auseinandersetzung mit dem Dresdener Team suchen können.
Wie bewerten Sie die Entscheidung des Hohnsteiner Stadtrates?
Diese Gremien sind ein wichtiger Bestandteil unserer Demokratie, da sie die Geschicke der Gemeinden zu deren Wohl lenken sollen. Diese Entscheidung wird aber lediglich dafür sorgen, dass wieder viele mit dem Finger zeigen und sagen: Sachsen, war ja klar! Im Vorfeld wurde leider immer deutlicher, dass es eine einseitige Betrachtungsweise seitens der Stadtverwaltung gibt. Im aktuellen Mitteilungsblatt werden die rassistischen und demokratiefeindlichen Beleidigungen gegenüber unseren Teams sogar bewusst verschwiegen.
Hohnstein wirft dem Verein vor, durch die Teilnahme von Flüchtlingsmannschaften und einer von den Linken gesponserten Hüpfburg hätte der Verein das Turnier politisiert. Dabei stand doch von vornherein fest, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Sportwettkampf handelt.
Das Turnier heißt „Antirassistischer Fußball-Cup“, wodurch die politische Intension natürlich klar ist. Es geht uns um Zusammentreffen von ganz verschiedenen Menschen und dem Erkennen von Gemeinsamkeiten. Wir wollen zeigen, dass auch im sportlichen Wettkampf Fair Play und respektvoller Umgang möglich sind. Deshalb hätten wir uns auch über einen Beitrag der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV) oder anderen gefreut. Die Teilnahme von Flüchtlingen an Veranstaltungen ist für uns auch keine Politisierung, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Aus dem Hohnsteiner Stadtrat heißt es, der Verein sei nach dem Turnier zu keinem klärenden Gespräch bereit gewesen. Wollten Sie nicht mit der Gemeinde reden?
Wir haben mehrere Angebote am Abend des Turniers gemacht, weitere folgten. Auf mehrere Einladungen an die UWV erhielten wir keine Antworten, aber sicher hätten wir uns auch noch mehr bemühen können. Für uns ist mittlerweile dennoch klar, dass es nie um eine Diskussion auf Augenhöhe ging, sondern darum, wer am Ende das Sagen hat.
Welche Folgen hat die Hohnsteiner Entscheidung für die Vereinsarbeit?
Letzten Endes ist es sehr schade für uns, dass wir die Anlagen der Stadt nicht mehr nutzen können. Unser Engagement in der Region wird aber natürlich weitergehen. Wir haben gute und freundschaftliche Kontakte nach Hohnstein, die wir weiter aufrecht halten werden. Und auch wenn die Stadt Hohnstein dann irgendwann Asylsuchende aufgenommen hat, werden wir Unterstützungsangebote unterbreiten.
Wird es das antirassistische Fußballturnier auch in Zukunft geben? Und werden Sie künftig bei der Auswahl der Mannschaften vorsichtiger sein beziehungsweise auf die Aufschriften auf den Trikots achten?
Natürlich wollen wir das Turnier auch nächstes Jahr wieder ausrichten, besonders, weil dann das zehnjährige Jubiläum des Fußball-Turniers ansteht. Natürlich können und wollen wir nicht so tun, als hätte es dieses Turnier in Ulbersdorf nie gegeben. Wir werden uns mit Teams zusammensetzen und über den Fußball-Cup sprechen. Es ist ja ein Turnier, bei dem auch die Teilnehmenden mitbestimmen sollen. Dann hoffen wir darauf, dass sich noch engagierte Vereine und Bürgermeister finden lassen, denen so ein Turnier wichtig ist.
Das Gespräch führte Thomas Möckel.