Beamte setzen auf Deeskalationsstrategie / Demonstrationsgeschehen behindert wieder den Verkehr und die innerstädtische Wirtschaft
Leipzig. Bereits zum zweiten Mal in dieser Woche hat gestern das Legida-Bündnis (Leipziger gegen die Islamisierung des Abendlandes) zu einem Umzug durch die Stadt aufgerufen. Drei Gegen-Bewegungen hatten eigene Demonstrationen angekündigt. Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe verlief das Geschehen weitgehend friedlich.
Die Taktik der
Polizei ging auf: Anstatt die Sitzblockaden der Gegner zu räumen, wurden
die Legida-Anhänger daran vorbeigeführt und abgeschirmt; nur zwei bis
drei Meter trennten die Parteien. Dabei registrierten einige Beobachter
eine deutlich stärkere Polizeipräsenz als zuletzt. In der Innenstadt kam
es wie gewohnt zu Einschränkungen des Auto- und Straßenbahnverkehrs.
Viele City-Händler schlossen wegen der Kundgebungen und des
"Spaziergangs" wieder ihre Läden.
Auf dem kleinen Willy-Brandt-Platz
waren gegen 19 Uhr nach Schätzungen 400 bis 450 Legida-Teilnehmer
versammelt, unter ihnen, wie während der vergangenen zwei
Veranstaltungen auch, einige Hooligans. Die Legida-Demons-tranten hatten
einen selbst gestalteten Sarg mitgebracht, um den Rechtsstaat inklusive
Versammlungsfreiheit symbolisch zu Grabe zu tragen, wie sie es
formulierten. Dazu lief Beerdigungsmusik. "Paradoxerweise", konstatierte
Polizeisprecher Andreas Loepki, hätten sich sich die Teilnehmer des
Aufzugs bei der Beerdigung von Rechtsstaat und Versammlungsfreiheit auf
das entsprechende Grundrecht berufen, "und Vertreter des Rechtsstaates -
insbesondere mehrere hundert Polizeibeamte - gewährleisteten die
Grundrechtsausübung".
Auf dem Ring angekommen, wechselten die
Organisatoren zur DDR-Nationalhymne. Gegen 20 Uhr kam der Legida-Zug am
Leuschner-Platz an, gegen 20.30 Uhr kam es zur Abschlusskundgebung auf
dem Burgplatz. In Leipzig wären Recht und Gesetz Fremdwörter, erklärte
ein Redner und der Sarg wurde abgestellt. Einige Demonstranten trugen
Schilder mit dem Konterfei des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor
Orbán. "Am Montag sind wir wieder hier", hieß es. lvz