Polizei führt Legida an Sitzblockaden vorbei

Erstveröffentlicht: 
24.09.2015

Beamte setzen auf Deeskalationsstrategie / Demonstrationsgeschehen behindert wieder den Verkehr und die innerstädtische Wirtschaft

 

Leipzig. Bereits zum zweiten Mal in dieser Woche hat gestern das Legida-Bündnis (Leipziger gegen die Islamisierung des Abendlandes) zu einem Umzug durch die Stadt aufgerufen. Drei Gegen-Bewegungen hatten eigene Demonstrationen angekündigt. Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe verlief das Geschehen weitgehend friedlich.


Die Taktik der Polizei ging auf: Anstatt die Sitzblockaden der Gegner zu räumen, wurden die Legida-Anhänger daran vorbeigeführt und abgeschirmt; nur zwei bis drei Meter trennten die Parteien. Dabei registrierten einige Beobachter eine deutlich stärkere Polizeipräsenz als zuletzt. In der Innenstadt kam es wie gewohnt zu Einschränkungen des Auto- und Straßenbahnverkehrs. Viele City-Händler schlossen wegen der Kundgebungen und des "Spaziergangs" wieder ihre Läden.


Auf dem kleinen Willy-Brandt-Platz waren gegen 19 Uhr nach Schätzungen 400 bis 450 Legida-Teilnehmer versammelt, unter ihnen, wie während der vergangenen zwei Veranstaltungen auch, einige Hooligans. Die Legida-Demons-tranten hatten einen selbst gestalteten Sarg mitgebracht, um den Rechtsstaat inklusive Versammlungsfreiheit symbolisch zu Grabe zu tragen, wie sie es formulierten. Dazu lief Beerdigungsmusik. "Paradoxerweise", konstatierte Polizeisprecher Andreas Loepki, hätten sich sich die Teilnehmer des Aufzugs bei der Beerdigung von Rechtsstaat und Versammlungsfreiheit auf das entsprechende Grundrecht berufen, "und Vertreter des Rechtsstaates - insbesondere mehrere hundert Polizeibeamte - gewährleisteten die Grundrechtsausübung".


Auf dem Ring angekommen, wechselten die Organisatoren zur DDR-Nationalhymne. Gegen 20 Uhr kam der Legida-Zug am Leuschner-Platz an, gegen 20.30 Uhr kam es zur Abschlusskundgebung auf dem Burgplatz. In Leipzig wären Recht und Gesetz Fremdwörter, erklärte ein Redner und der Sarg wurde abgestellt. Einige Demonstranten trugen Schilder mit dem Konterfei des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. "Am Montag sind wir wieder hier", hieß es. lvz