Flüchtlinge auf eigene Faust in den Norden

Erstveröffentlicht: 
18.09.2015

Landesdirektion: Viele verlassen die Unterkünfte

 

Von Christoph Springer


Leipzig. Sachsen muss täglich mit bis zu 500 Flüchtlingen rechnen - das sagte gestern der Vizepräsident der Landesdirektion, Burkhard Kurths, in Dresden. Kurths, der Anfang September in der Behörde die neue Abteilung Asyl übernommen hat, legte sich aber nicht darauf fest, welche Einrichtungen demnächst für die Erstaufnahme von Hilfesuchenden genutzt werden sollen. Er sprach von einer Liste solcher Gebäude, an der ständig gearbeitet werde, verwies aber darauf, dass es sich um größere Einrichtungen handeln soll. Die Rede ist von Platz für mindestens 300 Menschen.


Kurths bestätigte gestern, dass es auch in Sachsen Flüchtlinge gibt, die Erstaufnahmeeinrichtungen nach ihrer Registrierung auf eigene Faust verlassen haben, um etwa zu Verwandten in Norddeutschland weiterzureisen oder um in skandinavischen Ländern unterzukommen. Es handele sich aber nicht um "Größenordnungen", sagte er. "Größeren Schwund" habe es nur in der Sporthalle der Dresdner Offizierschule des Heeres gegeben. "Manche Flüchtlinge haben eben sehr konkrete Vorstellungen davon, wo sie hinwollen und wohin nicht." Das ist laut Kurths auch der Grund für Probleme beim Zugtransport der Neuankömmlinge. Kurths berichtete, dass manche unterwegs die Notbremse ziehen, weil sie nicht in die avisierten Unterbringungsorte wollen, oder sich am Ziel weigern, den Zug zu verlassen.


Sozialministerin Petra Köpping (SPD) kündigte Regionalkonferenzen an, bei denen "weiße Flecken" bei der Flüchtlingsunterbringung ausgemacht werden sollen. Solche Gemeinden sollen aber nicht zur Aufnahme zwangsverpflichtet werden. Hinter verschlossenen Türen sollen die Verantwortlichen der Kreise und Kommunen vielmehr ausloten, welche anderen Angebote solche Städte und Gemeinden machen können.


Außerdem plant Köpping "Wegweiserkurse" für Flüchtlinge, in denen diese erste Sprachkenntnisse erwerben können. Im Mittelpunkt stehen aber Tipps und Handlungshilfen für den Alltag "vom Einkauf bis zur Fahrt mit dem Bus", so die Ministerin. Auch die Gleichstellung von Frau und Mann soll dabei eine Rolle spielen.