Wie schon berichtet wurde, fand am Montag in der Großraumdiskothek SAX in Dölzig eine Informationsveranstaltung statt, bei welcher es um die neu eröffnete Erstaufnahmestelle auf dem örtlichen Gewerbegebiet ging.
Hier der Link zum Zusammenschnitt der Informationsveranstaltung (https://vimeo.com/139648931).
Audiomitschnitte werden in den kommenden Tagen hinzugefügt.
Neben rassistischen Aussagen waren aggressive Zwischenrufe und lautes Gebrüll maßgeblich für die besorgten Bürger*innen.
Verkürzte
Theorien über das Kriminalitätspotenzial von Geflüchteten mündeten in
Hetzerei und weiterer Stimmungsmache gegen Refugees.
Berichte über plündernde Geflüchtete und mutmaßliche Bombenattentate auf die örtliche Feuerwehr stellten für die in Dölzig lebenden Menschen realistische Szenarien dar.
Da solche und ähnliche Vorstellungen der Dölziger*innen wohl nicht für voll genommen werden, wird von Bagatellisierung der vermeintlichen Ängste der Bürger*innen gesprochen.
Die Sicherheit, die in den Augen der Dölziger*innen nicht mehr gewährleistet ist, spielt hierbei eine große Rolle. So wurden rassistische Ressentiments als Ängste präsentiert und an die Polizei appelliert doch bitte mehr Polizist*innen in Dölzig zu postieren. Vorschläge der Bürger*innen waren beispielsweise eine Ausgangssperre von 22-7 Uhr.
Der Leipziger Polizeipräsident Bernd Merbitz sprach hierbei den besorgten Bürger*innen aus der „verängstigten“ Seele. Selbstverständlich gab er sein Versprechen (und wie er mehrfach betonte, hält er diese auch), dass Polizist*innen dauerhaft vor Ort sein und regelmäßig Streife fahren würden. Beiträge seitens Merbitz zur Diskussion wurden von Beifall und lauten Zurufen begleitet. Auch nahm er die haltlosen Ängste der besorgten Bürger*innen „ernst“. „Was machen wir denn, wenn die Asylanten auf einmal vorm SAX stehen?“. Nicht ernsthafte Probleme werden als Problem gesehen. Die pure Anwesenheit der Refugees (auch nur vor der Diskothek) wird als Gefahr wahrgenommen, welcher „entsprechend“ (auch von staatlicher Seite) begegnet werden müsse. Es scheint, als würde den Refugees der Zutritt zur Diskothek nur aufgrund ihres Status und ihrer „Herkunft“ untersagt.
Eine solche Haltung ist nicht tragbar und sollte auch nicht von Polizeipräsident Merbitz gestützt werden. In dem Moment allerdings, in dem er zusätzliche Polizeikräfte versprach und somit auf die „Ängste“ der besorgten Bürger*innen einging, deklarierte er auch eben solche als legitim.
Die weiteren Podiumsgäste wurden des öfteren ausgebuht und ihre Beiträge mit Zwischenrufen und Pöbeleien untermalt. Ein Großteil der Information wurde als „Lüge“ abgetan und als solche abgewehrt. Beispielsweise wurden lauthals die genannte Anzahl der Bewohner*innen angezweifelt, ebenso die Anzahl der zukünftigen Bewohner*innen.
Der derzeitige Betreiber des Hotels Leipzig West äußerte mehrfach, dass er Probleme hätte Gäste zu finden. Geflüchtete 3 Häuser weiter stellen wohl ein ernstzunehmendes Hindernis dar. Seine Forderung entsprach demnach der der besorgten Bürger*innen. Andernfalls wüsste er gerne, wer ihm seinen „Ausfall“ zahlt.
Ähnlich war die Forderung eines anderen Bürgers, der berichtete, dass der Verkaufspreis für sein Grundstück auf 40 % des angedachten Verkaufswerts gesunken war. Auch er führte dies (wohl nicht zu Unrecht) auf die Erstaufnahmestelle zurück.
Anstatt sich Sorgen über diesen offensichtlichen Rassismus zu machen, den sie selbst wahrnehmen, allerdings nicht als solchen erkennen, unterstützen diese Menschen die Verbreitung eben dieser Formen des Rassismus.
Einzelbeiträge der Bürger*innen, die definitiv als rassistisch bezeichnet werden können, lassen sich in der Facebookgruppe „Dölziger dürfen das!!!“ nachlesen. (facebook.com/groups/138300346293760/?fref=ts)
In Zeiten, in denen Heidenau und Freital einfach geschehen und tagelang nicht wahrgenommen werden, ist es besonders wichtig Orte wie Dölzig im Auge zu behalten. Gerade die Stimmung während der Bürger*innenversammlung am Montag wirkte nicht sonderlich friedlich. Es erschien nicht unwahrscheinlich, dass es auch in Dölzig zu Vorfällen ähnlicher Art kommen könnte.
Kein Platz den Rassist*innen!
No border, no nation! – REFUGEES WELCOME
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