Niemand wurde verletzt, aber Brandstiftung vermutet: Dachstühle dreier leer stehender Wohnblocks entzündet
Ebeleben. Eine geplante Asylbewerberunterkunft im nordthüringischen Ebeleben (Kyffhäuserkreis) ist am gestrigen Morgen Ziel eines Anschlags geworden. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sprach von einer feigen Tat. Für den Ministerpräsidenten besteht kein Zweifel, dass die Brände vorsätzlich gelegt wurden: "Es ist physikalisch unmöglich, dass an drei Stellen ein Brand ausbricht."
 Gegen 3.30 Uhr waren im Ortsteil Rockensußra die Dachstühle von drei 
leer stehenden Gebäuden in Flammen aufgegangen. Die Feuerwehr konnte die
 Brände löschen. Verletzt wurde niemand. Laut Innenminister Holger 
Poppenhäger (SPD) wird wegen vorsätzlicher Brandstiftung ermittelt. 
Hinweise auf Täter gibt es noch keine; Spezialisten des 
Landeskriminalamts übernahmen die Ermittlungen. Es gebe laut Poppenhäger
 gute Chancen, die Täter zu fassen. Zunächst war aber unklar, wer die 
Brände gelegt hat. Die Polizei suchte mit Spürhunden nach den 
Brandstiftern. Die Brandermittler sollen heute das Gebäude betreten. 
Angesichts der Flüchtlingszahlen wollte der Kreis in den Wohnblöcken 
Asylsuchende unterbringen. Dazu sollte es laut Landrätin Antje Hochwind 
(SPD) gestern Abend Gespräche mit dem Ortschaftsrat geben. Der Vermieter
 habe signalisiert, dass dort zunächst 30 Flüchtlinge einziehen könnten.
 Das sollte aber nur mit Zustimmung des Ortes der Fall sein. "Wir sind 
betroffen, werden uns davon aber nicht einschüchtern lassen", 
bekräftigte Hochwind. Die Asylbewerber, die in einem angrenzenden 
Gebäude untergebracht waren, seien nicht zu Schaden gekommen. "Alle drei
 Dach- stühle sind so stark beschädigt, dass vorerst niemand einziehen 
kann", sagte der Sprecher des Kreises, Heinz-Ulrich Thiele. Zur 
Schadenshöhe lagen bis zum Abend keine Angaben vor. Der Kreis geht aber 
von mehreren Hunderttausend Euro aus.
Politiker zeigten sich nach der Tat in Nordthüringen entsetzt. Wer 
glaube, Häuser anstecken zu müssen, unterscheide sich nicht von 
Terroristen in den Ländern, aus denen die Menschen auf der Flucht seien,
 sagte Ministerpräsident Ramelow. Migrationsminister Dieter Lauinger 
(Grüne) verurteilte ebenfalls die Tat. CDU-Fraktionschef Mike Mohring 
stellte klar: "Nichts, absolut gar nichts, kann in einem demokratischen 
Rechtsstaat Gewalt rechtfertigen." Trotz der politischen 
Auseinandersetzungen gehörten Mitmenschlichkeit und Menschenwürde zu den
 Fundamenten der deutschen Gesellschaft. Die Linke unterstrich: "Wir 
dürfen nicht zulassen, dass Kriminelle Angst verbreiten und Menschen 
bedrohen." Die SPD-Landtagsfraktion erinnerte daran: "Wer seine Heimat 
und seine Angehörigen aufgrund von Krieg, Diskriminierung oder Folter 
verlassen muss, muss hier Schutz und Sicherheit finden." Nach Ansicht 
der AfD-Fraktion darf Gewalt nie Mittel des Protests sein. 
