Stadt will Asylhelfer aussperren

Erstveröffentlicht: 
28.08.2015

Nach den Vorfällen um ein Fußballspiel des Pirnaer Vereins AkuBiz in Ulbersdorf wird nach Lösungen gesucht. Ob es die richtigen Vorschläge sind, ist fraglich.

 

Hohnstein. Die erste Tagung des Hohnsteiner Stadtrates nach der Sommerpause versprach wenig Spannendes. Nach der Ankündung der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV) wurde es dann aber doch höchst brisant. Denn die Fraktion will in der nächsten Sitzung einen Antrag stellen, wonach der Pirnaer Verein AkuBiz (Alternatives Kultur- und Bildungszentrum) keine Veranstaltungen mehr in städtischen Sporteinrichtungen durchführen darf.

 

Mit dem Verbot will man auf die Vorfälle im Juli beim antirassistischen Fußballturnier auf dem Ulbersdorfer Sportplatz reagieren. Dort tauchten T-Shirts einer Dresdner Mannschaft mit der Aufschrift „Love Sports – Hate Germany“ (Liebe Sport – Hasse Deutschland“) auf. Die sorgten auf einschlägigen Seiten in den sozialen Netzwerken für Wirbel und brachten das kleine Ulbersdorf in die Schlagzeilen.

 

„Wir müssen versuchen, unsere Einwohner, die ebenfalls Prügel abbekommen haben, zu schützen“, sagt Steffen Fischer, Fraktionschef der Unabhängigen Wählervereinigung. In einem zweiten Antrag soll dann gefordert werden, dass Veranstaltungsanfragen, die von außen kommen, künftig erst den Stadtrat passieren müssen. Dort soll dann entscheiden werden, ob sie stattfinden dürfen oder nicht.

 

Stadt tut sich keinen Gefallen

 

Vor allem der erste Antrag dürfte angesichts der derzeitigen Vorfälle und Diskussionen um die Ersatzaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Heidenau für Brisanz sorgen. Beschlossen sind die beiden Anträge zwar noch nicht, doch in der Ratssitzung am Mittwochabend wurde deutlich, dass vor allem der erste Antrag nicht von allen Stadträten mitgetragen wird.

 

Katja Dwaronat (Liste CDU), Mitglied der Arbeitsgruppe Asyl in Hohnstein, kritisierte, dass man sich selbst keinen Gefallen tue, wenn dieser Antrag gestellt werde. Roland Döring (Die Linke), Mitglied der Fraktion der UWV, wird den Antrag nicht unterstützen. Das machte er bereits deutlich. „Ich stimme dem Antrag definitiv nicht zu, weil ich davon ausgehe, dass der Veranstalter seine Verantwortung wahrgenommen hat“, sagt er. Seine Partei Die Linke distanziere sich nach wie vor von der T-Shirt-Aktion. „Es war blöd, Asylbewerbern solche T-Shirts überzuziehen“, sagt Roland Döring.

 

Er spricht aber auch an, was derzeit weder in Ulbersdorf noch im Hohnsteiner Stadtrat thematisiert wird. Denn über die T-Shirt-Aktion wurde das vergessen, was vor der Veranstaltung in Ulbersdorf abging. Vor Beginn tauchten mehrere fremdenfeindliche Plakate auf. Außerdem wurden der Fußballplatz und die Tore mit rot-weißem Absperrband versehen. „Darüber redet gar keiner mehr. Das ist nicht in Ordnung“, sagt Roland Döring. Weitere Fürsprecher fand er nicht. Steffen Fischer untermauerte indessen die Debatte. Verärgert sei man vor allem darüber, dass sich der Veranstalter noch nicht mit der Stadtverwaltung in Verbindung gesetzt hat. Der Verein müsse dazu stehen und sich mit den Leuten in Verbindung setzen, die die Folgen zu tragen haben. Er müsse solchen Veranstaltern die Verantwortung absprechen.

 

Antrag wird überarbeitet

 

Die Unabhängige Wählervereinigung wird jetzt ihren Antrag überarbeiten und voraussichtlich in der Septemberratssitzung einbringen. Dann müssen die Stadträte entscheiden, ob sie den Verein AkuBiz tatsächlich aussperren wollen.

 

Bürgermeister Daniel Brade (SPD) sagte dazu: „Die derzeitige Auseinandersetzung muss man zur Kenntnis nehmen und sich dem Thema und der Diskussion stellen. Und das werden wir tun.“ Trotz mehrmaliger Versuche war auch gestern der Pirnaer Verein für die SZ nicht zu erreichen. Immerhin gibt es inzwischen bei der Polizei auch fünf Strafanzeigen, eine davon von der Stadt Hohnstein, gegen den Veranstalter. Die werden derzeit bearbeitet.