Gelöschte NSU-Fotos sollen gerettet werden

Erstveröffentlicht: 
19.08.2015

Erfurt. Der Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss hofft, dass es gelingt, parallel zu den Ermittlungsfotos der Polizei weitere Tatortbilder zum Eisenacher Wohnmobil zu rekonstruieren.

 

Nach Erkenntnissen unserer Zeitung liegt dem Gremium die Speicherkarte vor, auf der die Fotos der Feuerwehr von den Löscharbeiten am 4. November 2011 in Eisenach-Stregda gespeichert wurden. Die Polizei hatte damals den Fotoapparat samt Speicherkarte beschlagnahmt. Die Kamera wurde ohne Speicherkarte den Feuerwehrleuten zurückgegeben.

 

Die Speicherkarte sei erst Wochen später wieder bei der Feuerwehr eingetroffen. Die Fotos waren gelöscht, bestätigten die Feuerwehrleute im Mai als Zeugen vor dem Ausschuss. Derzeit ist das Gremium auf der Suche nach einem Experten, um die gelöschten Fotos wieder rekonstruieren zu lassen, sagte die Ausschussvorsitzende Dorothea Marx (SPD) unserer Zeitung. Ob das gelingen werde, sei noch völlig offen. Jörg Kellner, der CDU-Obmann im Ausschuss, begrüßt diesen Versuch. Es wäre wichtig, neben den Tatortfotos der Polizei weitere Bilder aus dem Wohnmobil zu Verfügung zu haben, sagte er. Dann könne eingeschätzt werden, ob sich beim damaligen Abtransport des Fahrzeugs auf einem Tieflader die Spuren im Inneren verändert haben.

 

Kein Gutachten zur Brandursache im Wohnmobil

 

Nach Recherchen unserer Zeitung soll sich in den Ermittlungsakten zum NSU-Prozess in München kein Gutachten zur Brandursache im Wohnmobil befinden. Es gibt offenbar lediglich einen Untersuchungsbericht. Dieser wurde aber nicht von Thüringer Ermittlern, sondern von einem Beamten aus Baden-Württemberg gefertigt. Die Soko „Parkplatz“, die seit 2007 den Mord an der aus Thüringen stammenden Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn untersucht, hatte den Beamten damals mit der Brandursachenforschung beauftragt. Im ausgebrannten Wohnmobil war kurz nach dem Feuer die Dienstwaffe der getöteten Beamtin sichergestellt worden. In dem Fahrzeug entdeckte die Polizei die Leichen von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Sie sollen gemeinsam mit Beate Zschäpe die mutmaßliche Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) gebildet haben.