Sachsen will mehr Polizisten ausbilden

Erstveröffentlicht: 
08.08.2015

Beamte am Limit: Ulbig korrigiert Personalbedarf

 

Von Jörg Schurig


Dresden. Sachsen will angesichts enormer Arbeitsbelastungen bei der Polizei mehr Beamte ausbilden lassen als ursprünglich geplant. "Die Anspannung in der Polizei ist derzeit enorm hoch, und die Beamten sind am Limit", erklärte Innenminister Markus Ulbig (CDU) gestern in Dresden. Schon am Morgen hatte er sich dazu beim Nachrichtenkanal MDR Info geäußert. Als Grund nannte Ulbig die Absicherung einer steigenden Anzahl von Demonstrationen, Ost-Derbys in der 3. Fußball-Liga und die steigende Zahl von Asylbewerbern. "Wir bilden jährlich 400 Polizisten aus und werden sicher nachlegen müssen." Ulbig zufolge wird sich die Fachkommission zur Evaluierung der Polizei die Situation nun genau anschauen. Das Gremium arbeitet seit Anfang Juli und soll anhand der polizeilichen Aufgaben und Anforderungen bewerten, ob das Personal dem tatsächlichen Bedarf entspricht.


Damit kommt auch die im Jahr 2013 vorgestellte Polizeireform "Polizei.Sachsen.2020" auf den Prüfstand. Vertreter der Opposition und auch des CDU-Koalitionspartners SPD hatten immer wieder gefordert, den Personalbestand zu überprüfen und anzupassen. Deshalb stieß Ulbigs Ankündigung gestern vorwiegend auf positive Resonanz. "Wir begrüßen die Ankündigung des Innenministers, endlich ist er aufgewacht", betonte Valentin Lippmann, innenpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag. Zur Überlastung der Polizei habe aber nicht die hohe Zahl von Demonstrationen oder Fußballspielen geführt, sondern "einzig und allein der fortgesetzte massive Stellenabbau bei der Polizei in den letzten Jahren".


SPD-Innenexperte Albrecht Pallas ist für kurzfristige Neueinstellungen. Man sei nun gespannt auf konkrete Vorschläge des Ministers: "Es ist richtig, dass Sachsen mehr Polizisten ausbilden und übernehmen muss. Enrico Stange, Sprecher für Inneres bei den Linken, wies darauf hin, dass die von Ulbig avisierten Neueinstellungen frühestens 2017 in die Ausbildung und 2020 in den regulären Dienst kommen: "Damit belügt er die Öffentlichkeit durch seine Beschwichtigungsrhetorik." AfD-Politiker Jörg Urban forderte, dass die Polizeireform 2020 zwingend gestoppt werden müsse.