Eigentümer des benachbarten Hotels sieht seine Interessen nicht gewahrt
Von Olaf Barth
 Dölzig. Der Rechtsstreit um die Genehmigung für den Umbau des 
Dölziger Magnet-Hotels in eine Asylbewerber-Unterkunft für 60 männliche 
Bewohner geht in die nächste Runde. In der Nachbarschaft des im 
Gewerbegebiet Westringstraße befindlichen Objektes befindet sich ein 
weiteres Hotel, dessen Eigentümer jetzt über eine Klage informierte, die
 am 19. Juli vor dem Verwaltungsgericht Leipzig eingereicht wurde. 
 "Wir sehen in der Baugenehmigung nach wie vor einen Verstoß gegen die 
Festsetzungen im Bebauungsplan, die  hier im Sondergebiet Hotel eine 
soziale Einrichtung nicht zulassen. Und auch die jüngste Änderung des 
Baugesetzes, wonach bei öffentlichem Interesse für das Gemeinwohl in 
Ausnahmefällen Asylbewerber auch in Gewerbegebieten untergebracht werden
 können, greift unserer Meinung nach nicht. Denn unser 
Sondergebietsstatus bleibt davon unberührt", sagte Jens Aulich. 
Der Pressesprecher der Converza GmbH möchte damit auch die Interessen des Hotel-Betreibers wahren. Dieser befürchtet größere Umsatzeinbußen durch negative Bewertungen im Internet, wenn dann neben dem Hotel ein Asylbewerberheim betrieben wird. "Fragen Sie sich selbst, wo Sie als Geschäftsmann oder Durchreisender buchen würden, wenn Sie die Wahl zwischen mehreren Angeboten haben. Hier geht es schlichtweg auch um die wirtschaftliche Existenz dieses Hotelbetreibers und um 15 Arbeitsplätze. Bei allem Verständnis für die Nöte des Landkreises, die wachsende Zahl an Flüchtlingen und Asylbewerbern unterbringen zu müssen, darf deswegen aber nicht geltendes Recht ausgehebelt und die wirtschaftliche Existenz anderer gefährdet werden", erklärte Aulich. Wie strikt Bebauungspläne sonst durchgesetzt werden, zeige das Beispiel in Leipzig-Paunsdorf, wo nach 15 Jahren plötzlich Senioren ihre Unterkunft räumen müssten, weil dort eben ein Hotel und keine soziale Einrichtung genehmigt sei.
Die Converza hatte bereits im September 2014 Widerspruch gegen die 
Baugenehmigung des Landkreises eingelegt, der diesen im Februar dieses 
Jahres an die Landesdirektion Sachsen als zuständige Widerspruchsbehörde
 abgab. Außerdem hatte Converza beim Landgericht Leipzig einstweiligen 
Rechtsschutz bis zur Entscheidung über den Widerspruch beantragt und 
erhalten. Der Umbau musste im November gestoppt werden. Dagegen zog das 
Landratsamt vor das Oberverwaltungsgericht in Bautzen, welches den 
Rechtsschutz im März dieses Jahres aufhob (die LVZ berichtete). Landrat 
Michael Czupalla (CDU) hatte keinen Hehl daraus gemacht, auf politischer
 Ebene in Dresden Gespräche geführt zu haben, um auf die Dringlichkeit 
des Problems und die Bedeutung der Dölziger Unterkunft nachdrücklich 
aufmerksam zu machen. Nach dem Urteil des OVG wurde der Umbau des leer 
stehenden Magnet-Hotels in Dölzig weiter vorangetrieben. Dagegen 
demonstriert die dem Freistaat unterstellte Landesdirektion bezüglich 
"Dringlichkeit" eine eigene Auffassung. Denn über den eigentlichen 
Widerspruch der Converza wurde bis zum heutigen Tag auch fast ein Jahr 
später nicht entschieden. Hierzu wurde seitens der Landesdirektion der 
Converza im Juni mitgeteilt, dass man bestrebt ist, die Vielzahl der 
anhängigen Widerspruchsverfahren grundsätzlich chronologisch 
abschließend zu bearbeiten. "Wir bemühen uns, über die Widersprüche noch
 in diesem Jahr zu entscheiden", hieß es.
"Und bis dahin werden vollendete Tatsachen geschaffen. Selbst wenn wir 
Recht bekommen, heißt es dann, dass es nun nicht mehr anders geht. 
Deshalb reichen wir die Klage ein", begründete Aulich das Vorgehen. Man 
wende sich ausdrücklich nicht gegen Asylbewerber und Flüchtlinge, 
sondern thematisiere die unterschiedlichen Interessenlagen an diesem, 
aus ihrer Sicht für ein Asylbewerberheim ungeeigneten Standort. "Unsere 
Hoffnungen liegen nun beim Verwaltungsgericht. Es hatte sich bei unserem
 Rechtsschutz ja auch Gedanken gemacht und nicht leichtfertig 
entschieden", so Aulich.
Im Landratsamt Nordsachsen war zum Zeitpunkt einer LVZ-Nachfrage die 
neue Klage noch gar nicht bekannt. Wenn diese Information offiziell 
eintreffe, werde man aber reagieren, sagte die zuständige Dezernentin 
Angelika Stoye. Derweil würden die vom künftigen Betreiber ITB Dresden 
begonnenen Umbaumaßnahmen weitergehen.
