Sachsen will bis Ende Oktober feste Unterkünfte für alle Flüchtlinge

Erstveröffentlicht: 
04.08.2015

Innenminister Ulbig: Zelte nur Übergangslösung / In Leipzig und Meißen kommen weitere Einrichtungen dazu

 

Von Christoph Springer und Jörg Schurig


Dresden/Magdeburg. Sachsen will bis zum Einbruch der kalten Jahreszeit alle Flüchtlinge und Asylbewerber in festen Unterkünften unterbringen. Die Menschen brauchten ein festes Dach über dem Kopf, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU) gestern nach einem Besuch des umstrittenen Zeltlagers in Dresden. Als Termin wurde Ende Oktober genannt. Neben Gebäuden sollen dafür auch Container genutzt werden.


Am 10. August kommt in der Leipziger Friederikenstraße eine Einrichtung mit mehr als 400 Plätzen dazu. Auch das Wohnheim der Verwaltungsfachhochschule in Meißen soll als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Ferner erwägt Sachsen, in Absprache mit der Bundeswehr leer stehende Kasernen für diesen Zweck zu ertüchtigen. Ulbig räumte anfängliche Schwierigkeiten mit dem Zeltlager in Dresden ein. Die Zelte hätten aber verhindert, dass es zu Obdachlosigkeit komme. Gleichwohl seien sie nur eine Übergangslösung. Es habe aber jeden Tag Verbesserungen gegeben. Container sollen nun sukzessive die Zelte ablösen. Ulbig zufolge braucht das Zeltlager eine Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Das würde den Betroffenen vieles erleichtern. Bislang ist das BAMF nur in Chemnitz präsent. Die Flüchtlinge aus dem Dresdner Zeltlager müssen zur medizinischen Erstuntersuchung und zu anderen Formalitäten deshalb zwischen Dresden und Chemnitz pendeln.


Der Minister forderte zudem schnellere Asylverfahren. Das gelte sowohl für Kriegsflüchtlinge mit einer "Bleibeperspektive" als auch für jene, die vom Westbalkan kommen und keine solche Aussicht hätten. Prinzipiell unterstützte Ulbig den Vorschlag von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CDU), Asylbewerber vom Balkan an Standorten zu konzentrieren. Den Begriff "Abschiebelager" wollte Sachsens Innenminister aber nicht in den Mund nehmen. Nach Angaben der Landesdirektion Sachsen waren allein im Juli 4077 Flüchtlinge in den Freistaat gekommen - das ist rund ein Viertel der Gesamtzahl von 2014 (rund 12500). In Zeltlagern gibt es insgesamt 2000 Plätze, davon sind momentan etwa 1700 belegt. In Dresden leben gut 1000 Menschen in Zelten, die Lage gilt als angespannt. Am Wochenende war es hier zu einer Massenschlägerei zwischen Syrern und Afghanen gekommen. Laut Landesdirektion gibt es keine Kapazitäten, für jede Nation ein eigenes Camp zu errichten.


Von dem Vorschlag, noch mehr Flüchtlinge in den Osten Deutschlands zu schicken, hält Sachsen indes nichts. Es brauche nicht noch einmal eine Verteilungsdiskussion, Deutschland müsse diese Aufgabe gemeinsam schultern, sagte Ulbig. Den Vorschlag hatte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ins Spiel gebracht. Auch Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) lehnte den Vorstoß aus Stuttgart ab. Die Verteilung von Flüchtlingen auf einzelne Bundesländer nach dem Königsteiner Schlüssel mit der Orientierung an Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft sei eine gerechte Regelung, sagte der Magdeburger Regierungschef.