Unbekannte haben in der Nacht zum Mittwoch eine geplante Unterkunft für Flüchtlinge im mittelsächsischen Lunzenau unter Wasser gesetzt. Eine Sprecherin des Operativen Abwehrzentrums der Polizei sagte MDR 1 RADIO SACHSEN eine Polizeistreife habe am frühen Morgen bemerkt, dass der Keller des Hauses vollgelaufen war. In allen Etagen seien Wasserhähne aufgedreht worden. Zum Teil seien die Armaturen auch abgebaut worden. Das Abwehrzentrum hat den Angaben zufolge die Ermittlungen übernommen. Zur Schadenshöhe liegen noch keine Angaben vor.
Bürgermeister erschüttert
Bürgermeister Ronny Hofmann (CDU) war am Mittwochmorgen vor Ort. MDR 1 RADIO SACHSEN sagte er: "Ich bin erschüttert über die Art und Weise, wie hier fremdes Eigentum zerstört wurde." Das sei nicht der Weg, um sich über gewisse Sorgen und Nöte der Bürger zu verständigen und diese ernst zu nehmen. Die Instandsetzung des Hauses werde vermutlich Wochen oder Monate dauern. Im Keller habe das Wasser knöchelhoch gestanden, das Wasser sei von oben nach unten durch das gesamte Haus gesickert, erklärte Hofmann.
Geplante Unterkunft für rund 50 Flüchtlinge
Rund 50 Asylsuchende sollten nach Aussage des Bürgermeisters im September in dem Privathaus untergebracht werden. Das war Anfang des Monats bekannt geworden. Für den 20. August ist eine Informationsveranstaltung in der St.-Jakobus-Kirche geplant. Nach jetzigem Stand wolle der Landkreis Mittelsachsen an der Nutzung des Hauses als Asylunterkunft festhalten, hieß es in einer Mitteilung.
Unbewohnte Heime im Visier
Seit dem Brandanschlag auf eine geplante Asylunterkunft in Meißen Ende Juni hat sich gezeigt, dass nicht nur bewohnte Flüchtlingsunterkünfte Ziele von Übergriffen sind. Der Leipziger Polizei-Chef und Leiter des Operativen Abwehrzentrums (OAZ), Bernd Merbitz, hatte daraufhin angekündigt, die Streifenfahrten an Gemeinschaftsunterkünften zu intensivieren: "Wo Gemeinschaftsunterkünfte sind, die werden wir intensiver bestreifen, werden den Informationsaustausch mit den Security-Leuten vor Ort intensiver führen", sagte Merbitz. Dabei wies er auch auf Schwierigkeiten hin: "Der erste Knackpunkt ist, man muss wissen, wo so eine Unterkunft ist. Bei der Menge von Asylbewerbern steht man manchmal vor der Situation, dass man relativ kurz erfährt, wo man sie unterbringt. Dafür habe ich auch Verständnis. Aber der Prozess muss in der Regel noch viel besser laufen und noch besser koordiniert werden zwischen Stadt, Landesdirektion und Polizei." Anfang Juli sprach das OAZ von 52 Straftaten gegen Asylunterkünfte allein in diesem Jahr.