Jetzt drohen Asylbewerber mit Hungerstreik!

Erstveröffentlicht: 
22.07.2015

Chemnitz – Der Protest der Asylbewerber gegen die langen Bearbeitungszeiten ihrer Anträge droht, außer Kontrolle zu geraten. Am Mittwochnachmittag trafen sich rund 25 Protestierer im Stadthallenpark. Ab Donnerstag wollen sie in den Hungerstreik treten.

 

Seit Dienstag protestieren die Flüchtlinge vor dem Erstaufnahmeheim in Chemnitz-Ebersdorf. In Schlafsäcken übernachteten sie auf dem Adalbert-Stifter-Weg oder auf Wiesen – unterstützt durch Flüchtlingshelfer, die Grünen und die Piraten.

 

In Verhandlungen mit Vertretern des Bundesamtes für Flüchtlinge und Migration (BAMF) erreichten sie bisher nur, dass sie in zwei Wochen einen Zwischenbescheid erhalten sollen.

 

Zu wenig, schimpft Ahmed Ali Tahseen (24): „Wir bleiben, bis wir klare Antworten bekommen. Und jetzt reden wir darüber, ob wir ab morgen einen Hungerstreik in Ebersdorf beginnen – wir sind alle dazu bereit!“

 

Im Erstaufnahmeheim traf sich unterdessen eine interessante Runde:

Die Staatssekretäre Michael Wilhelm (60) vom Innenministerium, Hansjörg König (55, Finanzministerium), Landesdirektionschef Dietrich Gökelmann (58), Polizeipräsident Uwe Reißmann (59) sowie Vertreter des Staatlichen Immobilienmanagements. Sie legten nach einem Kabinettsbeschluss in Dresden fest, dass das Chemnitzer Heim ausgebaut wird.

 

Die Rede ist von drei Häusern mit je 100 Plätzen. Damit wächst die Kapazität von 790 auf 1090 Plätze. Der Bau (bis Jahresende) soll die Zelte überflüssig machen.

 

Insgesamt plant die Landesdirektion, bis Jahresende 5000 feste oder variable Plätze für Asylbewerber in Sachsen zu schaffen. Bisher sind es 3335. Die meisten Standorte werden erst im September bekannt gegeben.

 

Am Morgen half die Chemnitzer Berufsfeuerwehr den Heimbewohnern mit kühlem Wasser gegen die Hitze. Eine Notsituation habe aber nicht bestanden, sagte Ingolf Ulrich (49), Sprecher der Landesdirektion.

 

Am Morgen fuhr die Feuerwehr nach Ebersdorf, „wollte Fluchtwege erkunden“, so Ulrich. „Bei der Gelegenheit hat sie Hydranten geöffnet und Behälter sowie Becken mit Wasser gefüllt, als Erfrischung vor allem für die Kinder in der Zeltstadt.“

 

Allerdings: Durch die Entnahme gab es kurzzeitig einen Druckabfall in den Wasserleitungen des Heims. Informationen, wonach mehrere Asylbewerber in der Hitze kollabiert seien, wies Ingolf Ulrich als Gerüchte zurück.